Beim Canyon Aeroad CFR im Test dreht sich alles um Rennperformance – und das nicht nur, weil es in Zusammenarbeit mit Ex-Weltmeister Mathieu van der Poel entwickelt wurde. Nein, das ganze Bike wurde genau auf die Anforderungen von Profis und Teammechanikern abgestimmt. Mit so viel Weltmeister-DNA muss es doch in unserem Rennrad-Vergleichstest glänzen, oder?

Das Canyon Aeroad CFR steht frei auf der Straße.
Canyon Aeroad CFR | 7,20 kg in Größe M | 9.999 € | Hersteller-Website

Im Canyon-Kosmos ist das Aeroad das Racebike schlechthin: Zwar haben die Koblenzer mit dem Ultimate noch ein weiteres rennorientiertes Bike im Programm, doch dank mangelnder Aerodynamik fahren sämtliche Profis Aeroad. Und so hat sich Canyon beim Aeroad CFR den kleinsten Details gewidmet.

So soll das Bike beispielsweise perfekt auf den Einsatz im Profisport abgestimmt sein, das heißt, ob Cobbles bei Paris Roubaix oder Frühjahrs-Klassikern in Belgien, das Aeroad funktioniert genauso gut wie bei sengender Hitze in den französischen Alpen. Klingt alles attraktiv, aber kann das Paket auch im Rari-Racing-Club überzeugen?

Eine Nahaufnahme vom Festziehen der Steckachse

Der Verwandlungskünstler unter den Racebikes?

Mit dem Aeroad hat Canyon einen Aero-Klassiker im Programm, wie es nur wenige gibt. Und so setzt auch unser Testbike auf das bewährte Aero-Konzept. Das heißt, ein tiefes Steuerrohr und Unterrohr. Auffällig ist, dass Canyon auch heutzutage noch auf ein tiefes „Aero”-Heck setzt, denn viele Hersteller priorisieren hier mittlerweile eher Leichtbau.

Doch das wahre Highlight hat Canyon im Cockpit versteckt. Wie schon bei anderen Canyon-Bikes lassen sich auch am Aeroad die Lenkerbreite und Lenkerhöhe verstellen und das ganz ohne neue Lenker oder den Gabelschaft zu kürzen. Doch beim Aeroad setzt Canyon noch einen drauf. Denn es lassen sich sogar die Standard-Drops durch eine spezielle Aero-Version tauschen und das ohne ein Trennen der Bremsleitung. So wird das Bike in nur wenigen Schritten vom zahmen Allrounder zum brutalen Racebike.

Nahaufnahme des Cockpits beim Aeroad CFR 9
Verwandlungskünstler
Was kann dieses Cockpit eigentlich nicht? Lenkerhöhe einstellen: kein Problem. Lenkerbreite ändern? Aber gerne. Andere Drops – immer her damit!
Eine Nahaufnahme der Aero Drops
Gravel oder Road?
Die 229,95 € teuren Aero-Drops machen den Canyon-Lenker extrem schmal und schnell, doch mit viel Flare und breiten Drops bleibt das Bike stabil in der Abfahrt. Da hat sich Canyon wohl beim Gravelbike bedient.

Dazu spendiert Canyon noch ein besonders stabiles Headset. Dieses soll dank Titaneinlage und speziell gedichteter Lager auch die Schlammschlacht bei den Frühjahrsklassikern und das Waschen mit einem Hochdruckreiniger aushalten. Zu guter Letzt versieht Canyon die Gabelenden mit kleinen Gummifüßen, um Kratzer beim Abstellen ohne Laufrad zu vermeiden. All das bietet Canyon wie zu erwarten für einen unschlagbaren Preis: Für 9.999 € wird das Racebike direkt vor die eigene Haustüre geliefert. Damit liegt das 7,2 kg schwere Bike preislich knapp 2.500 € unter dem Durchschnitt im Testfeld.

Allround-Aero?
Die 50 mm hohen Felgen passen zwar zum Canyon Aeroad, doch bei so einem Aero-Boliden passen 60 mm wie beim BMC doch nochmal besser.
Nahaufnahme der Sattelstütze am Aeroad CFR
Zurück zu den Wurzeln?
Mit der Sattelstütze am Aeroad CFR verbannt Canyon die Komforteigenschaften des Vorgängers in die Vergangenheit, denn die Profis wünschen sich ein direkteres Heck mit mehr Feedback.
Naheaufnahme des Selle Italia SLR Boost Sattels
Einfach klasse
Auch wenn Sattel immer Geschmackssache sind, hat uns kein anderer Sattel so überzeugt wie der Selle Italia SLR Boost mit moderner 3D-Druck-Fertigung.
Größe 2XS XS S M L XL 2XL
Oberrohr 516 mm 529 mm 546 mm 555 mm 569 mm 594 mm 609 mm
Sattelrohr 441 mm 471 mm 501 mm 531 mm 561 mm 591 mm 621 mm
Steuerrohr 88 mm 107 mm 121 mm 142 mm 162 mm 188 mm 206 mm
Lenkwinkel 70° 71,2° 72,8° 73,25° 73,3° 73,5° 73,8°
Sitzwinkel 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 413 mm 415 mm 415 mm
Tretlagerabsenkung 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm 70 mm
Radstand 975 mm 979 mm 982 mm 988 mm 1.003 mm 1.029 mm 1.042 mm
Reach 372 mm 378 mm 390 mm 393 mm 401 mm 419 mm 429 mm
Stack 498 mm 520 mm 539 mm 560 mm 580 mm 606 mm 624 mm

Rari-Racing und High-End – Canyon Aeroad CFR im Test

Hauptsache schnell, das steht bei einem Aero-Bike wie dem Aeroad CFR im Vordergrund. Und so ist auch die Ausstattung passend gewählt. Canyon setzt auf DT Swiss ARC 1100 Dicut-Laufräder in 50 mm Tiefe. Überraschenderweise fällt die Wahl nicht auf die aerodynamische Version mit über 60 mm tiefen Felgen. Doch laut Canyon ist der Rahmen schon so aero, dass das Bike selbst mit den leichteren Felgen schneller ist als der Vorgänger.

Für den nötigen Kontakt zur Straße sorgen die Continental GP 5000 S TR-Reifen. Ganz nach Canyons Speed-Gedanken kommen diese in 25 mm Breite an der Front und 28 mm am Heck. So soll die beste Kombination aus minimaler Stirnfläche und optimaler Compliance erreicht werden. Wer dagegen etwas mehr Compliance sucht, wird dank 32 mm Reifenfreiheit mit breiteren Pneus glücklich.

Ein Road Biker kämpft sich in felsiger Landschaft auf dem Aeroad CFR die Straße hinauf.

Neben dem bereits erwähnten Aero-Cockpit wird die Front durch die Hoods der Shimano DURA-ACE Di2 komplettiert, superergonomisch – besser geht es fast nicht. Geschaltet wird die Powermeter-Kurbel mit 52/36-Kettenblätter und 11–30-Kassette mithilfe der Shimano-Schaltgruppe. Diese sorgt nicht nur für butterweiche Gangwechsel, sie passt auch optisch perfekt ans edle Bike. Zur Vollendung fehlt dem Canyon Aeroad nur noch der Selle Italia SLR Boost-Sattel. Dieser, wie könnte es anders sein, kommt aus dem 3D-Drucker und wird von unserem Testteam in den Himmel gelobt. Und so kommt das Bike mit High-End-Ausstattung auf 7,2 kg – für ein Bike mit Aero-Fokus ein federleichtes Gewicht.

Canyon Aeroad CFR Di2

9.999 €

Ausstattung

Sattelstütze Canyon SP0077 Aeropost D-Shaped variable
Bremsen Shimano DURA-ACE Di2 R9200 160/140 mm
Schaltung Shimano DURA-ACE Di2 R9200 2x12 (Kassette 11-30, Kettenblatt 52/36)
Vorbau Canyon CP0048 Pace Bar 100 mm
Lenker Canyon CP0048 Pace Bar variable
Laufräder DT Swiss ARC 1100 Dicut 50
Reifen Continental GP 5000 s TR 700 x 25c / 28c
Kassette Shimano DURA-ACE R9200 11-30

Technische Daten

Größe XXS XS S M L XL XXL
Gewicht 7,20 kg

Besonderheiten

Pace-Bar Cockpit mit Aero-Drops
Gecoverte Ausfallenden
Abgedichtetes Steuerlager
Alpecin Deceuninck Replica Lackierung

Canyon Aeroad CFR – Aero für das Volk

Ob Frühjahrsklassiker oder Sprintetappe in der Tour: Die Canyon-Pros sind auf Speed getrimmt, doch kann das Bike da mithalten? Laut Canyon kein Problem, doch was ergibt sich nach unserem Fahrtest?
Im Antritt bringt das Canyon Aeroad die eingesetzte Power direkt und ohne Umwege auf die Straße. Dabei wirkt das ganze Bike extrem stabil und das selbst in der schmalsten Cockpit-Einstellung bei 350 mm Breite! Lediglich am Berg fährt sich das Bike etwas weniger agil, hier kommt die Sprinter-DNA etwas zum Vorschein. Doch mit dem Gewicht von 7,2 kg lässt sich mit dem Bike jeder Anstieg erklimmen, nur eben nicht so flink wie mit den agilen Bikes von Specialized oder Lapierre.

Ist das der Rari oder das Canyon Aeroad CFR, das so funkelt?

Die Geo ist ebenfalls kompromisslos auf Racing getrimmt, denn als eines der sportlichsten Bikes im Testfeld überzeugt das Bike in jedem Rennen. Selbst wenn es richtig zur Sache geht, enttäuscht das Aeroad nicht, dank intuitivem Handling wirkt das Bike null nervös und hilft den Racern auch in den hektischsten Situationen, einen kühlen Kopf zu bewahren. So ist das Aeroad neben dem BMC das effizienteste Bike im Testfeld.

Ähnlich verhält sich auch das Kurvenverhalten, denn wie das BMC fährt das Aeroad bei hohen Geschwindigkeiten wie auf Schienen, vermisst allerdings das extrem präzise Handling. Daher braucht es beim Aeroad etwas mehr Einsatz und Druck auf der Front, um genauso flink um Kurven zu schießen, macht das Bike aber auch freundlicher gegenüber ungeübten Einsteigern.

Wiederum praktisch sowie identisch ist die Compliance, denn beide Bikes filtern leichte Vibrationen, doch sind dennoch keine Komfort-Wunder. Dafür sorgen sie für das bei Racern so beliebte direkte ungefilterte Feedback. Die Ergonomie am Canyon ist dagegen wirklich herausragend, denn das vielfach gelobte Cockpit und der Selle-Italia-Sattel sorgen in jeder Situation für erstklassigen Grip und Kontrolle.

Und so ist das Canyon Aeroad CFR im Vergleich zu den anderen Bikes weniger vielseitig. Denn Endgeschwindigkeit und Antritt sind nicht alles. So kommt das Canyon zwar den Berg hoch, aber vor allem unser Testsieger, das BMC Teammachine R 01 mit ähnlich innovativem Aero-Konzept, ist deutlich schneller unterwegs.

Tuning-Tipp: 30 mm breite Reifen für mehr Grip und Compliance.

Für welches Rennen ist das Canyon Aeroad CFR gemacht?

Flach, schnell und hügelig: eigentlich egal, Hauptsache es geht schnell zur Sache. Das Canyon Aeroad CFR ist für Racing gemacht und glänzt vor allem, wenn es richtig schnell wird. Ob Zielsprint oder Attacke am Anstieg, das Bike ist dank Aero-Cockpit und Aero-Effizienz für alles zu haben. Lediglich wenn es an große Anstiege geht, fällt das Bike etwas zurück und kann nicht mit den leichtgewichtigen Allroundern mithalten. Doch dank Sprint-DNA und Ausreißer-Wille geht es spätestens im Downhill wieder so richtig ab. Und das nicht nur für Rider mit viel Erfahrung, das Aeroad lässt sich genauso gut für Anfänger empfehlen.

Helm Canyon Stingr CFR | Brille 100% Korbin | Weste Rapha Pro Team Lightweight Gilet | Shirt Rapha Pro Team Training Jersey | Hose Rapha Pro Team Bib Shorts | Schuhe Shimano S-Phyre RC-9 | Socken Rapha Cotton Crew

Fazit zum Canyon Aeroad CFR-Test

Mit dem Aeroad CFR hat Canyon ein extrem hochwertiges Bike für einen richtig guten Preis im Programm. Doch das Bike kann nicht nur mit seinem Preis-Leistungsverhältnis glänzen, durch die hohe Effizienz, Sprint-Freudigkeit und Anfänger-Tauglichkeit ist es eines der besten Racebikes im Test. Bedenkt man noch die hohe Vielseitigkeit durch das individualisierbare Cockpit und die Detailliebe des Canyon-Ingenieur-Teams, ergibt sich ein Bike, das nur haarscharf am Kauftipp vorbeischrammt.

Tops

  • hohe Effizienz und exzellente Sprint-Performance
  • das beste Cockpit im Test
  • Vielzahl innovativer Features

Flops

  • etwas oldschool mit 25 mm breiten Reifen an der Front

Mehr Informationen unter www.canyon.com.

Eine Gruppe von 6 identisch gekleideten Road Bikern des Rari Racing Teams wird vom Ferrari-Mannschaftswagen bergauf begleitet

Das Testfeld

Dieses Bike wurde im Rahmen des Race-Bikes-Vergleichstests 2024 getestet – einen Überblick über diesen Vergleichstest sowie alle anderen getesteten Race-Bikes erhaltet ihr hier:

Alle Bikes im Test: BMC Teammachine R 01 | Canyon Aeroad CFR | Cervelo Soloist | Falkenjagd Aristos RSR | Lapierre Xelius DRS 9.0 | Specialized Tarmac SL8 | Trek Madone SLR 9 | Wilier Filante SLR


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Text: Calvin Zajac Fotos: Jan Richter