Cannondale spendiert dem Gravel-Bike Topstone Carbon eine Federgabel und präsentiert das neue Topstone Carbon Lefty 1. Kann uns das funkelnde Bike auch auf den Stuttgarter Trails überzeugen und passen die kleineren 650B-Laufräder in das Gesamtkonzept? Alle Infos und einen ersten Test findet ihr hier.

Das Cannondale Topstone Carbon Ultegra RX ohne Lefty hatten wir schon in unserem großen Gravel-Vergleichstest dabei – nun muss auch das neue Topstone Carbon Lefty 1 zeigen, was es draufhat.

Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 | 9,90 kg in Größe M | 7.499 € | Hersteller-Website

„Das Gravel-Bike, um alle Gravel-Bikes zu schlagen.“ Diese selbstbewusste Herstelleransage lässt die Erwartungen vor dem ersten Test natürlich in die Höhe steigen! Nachdem wir bereits das neue E-Gravel-Bike Cannondale Topstone Carbon Neo Lefty 1 getestet hatten, waren wir gespannt, ob das Topstone mit Lefty-Federgabel auch ohne Motorunterstützung glänzen kann.

Glänzen kann auf jeden Fall schon mal der Paint-Job des Topstone, die oil-slick-ähnliche Farbgebung macht das Bike in Kombination mit der Lefty-Federgabel zu einem absoluten Hingucker im oft eher eintönigen Feld dunkler Bikes, denen man im Wald begegnet. Die Lefty Oliver soll die perfekte Federgabel für den Gravel-Sektor sein und mit 30 mm Federweg und hoher Steifigkeit für schnelleres und komfortableres Fahren sorgen. Das Pendant zur Federgabel am Heck ist die sogenannte KingPin-Federung. Die Sitzstreben sind am Sitzrohr beweglich gelagert und ermöglichen laut Hersteller bis zu 30 mm Federweg – auch dank der Carbonschichten, die an mehreren Stellen nachgiebig gestaltet sind.

Das Topstone ist mit diversen Anschraubpunkten an Sitz-, Ober- und Unterrohr ausgestattet. Wer noch mehr Möglichkeiten für das Anbringen von Gepäck und Schutzblechen braucht, sollte sich beim Topstone Carbon ohne Lefty umschauen, hier kommt die Gabel mit weiteren Anschraubpunkten für Flaschen oder Gepäck. Eingefleischte Bikepacking-Fans werden sich jedoch etwas darüber ärgern, dass es konstruktionsbedingt keine Montagemöglichkeiten an der Gabel gibt. Es gibt einiges zu entdecken am Topstone Carbon Lefty: Neben der einseitigen Federgabel sind nahezu alle Rohrformen am Bike asymmetrisch. Die Verarbeitung ist wie von Cannondale gewohnt sehr hochwertig, die offen liegenden Löcher für die Verlegung von Zügen und Leitungen sind daher umso ärgerlicher und vermeidbar. Optisch wenig ansprechend ist die hochstehende GPS-Halterung ins Cockpit integriert, bietet Bikepacking-Abenteurern im Gegenzug aber viel Platz für eine große Lenkertasche.

Ausstattung und Details des Cannondale Topstone Carbon Lefty

Das Topstone Carbon Lefty ist in zwei Ausstattungsvarianten verfügbar. Unser Test-Bike, das Lefty 1, wartet auf mit einer SRAM Force eTap AXS 1×12-Schaltgruppe und einem Eagle AXS XO1-Schaltwerk, HollowGram-Carbonfelgen und einem HollowGram SAVE SystemBar-Cockpit. Das Lefty 3 kommt mit GRX 600 1×11-Schaltgruppe und günstigeren WTB-Alufelgen.

Ausstattung unseres Test-Bikes

Schaltgruppe SRAM Force eTap AXS mit X01 Eagle AXS-Schaltwerk, 1 x 12, 40T
Kassette SRAM XG-1295 Eagle, 10–50T
Bremsen SRAM Force AXS, 160/160 mm
Laufräder HollowGram 23-Felgen, Formula-Naben
Reifen WTB Venture vorne, WTB Byway hinten, 650 x 47B
Sattelstütze HollowGram SAVE, 15 mm Versatz
Lenker HollowGram SAVE SystemBar, 420 mm
Vorbau HollowGram SAVE, 100 mm
Gewicht 9,90 kg in Größe M
Preis 7.499 €
Verfügbarkeit ab sofort

Der super coole Paint-Job steht futuristisch da und zieht definitiv die Blicke auf sich
Die Integration der GPS-Halterung ist kein Augenschmaus, erlaubt aber das Anbringen einer Lenkertasche fürs Bikepacking. Da man an der Gabel keinerlei Montagemöglichkeiten hat, trumpft Praktikabilität hier mal ganz klar die Optik.
Die kleinen 650B-Laufräder nehmen Lenkimpulse direkt an und setzen sie flink um
Die offenen Eingänge trüben den ansonsten tollen Eindruck des Rahmens etwas
Für den Ausbau des Vorderrads muss erst der Bremssattel demontiert werden – das ist mit dem Hebel zum Glück in Sekunden erledigt

Die Geometrie des Cannondale Topstone Carbon Lefty 1

Größe XS S M L XL
Sattelrohr 410 mm 458 mm 505 mm 553 mm 600 mm
Oberrohr 525 mm 544 mm 561 mm 579 mm 596 mm
Steuerrohr 97 mm 131 mm 165 mm 198 mm 232 mm
Lenkwinkel 70,0° 71,2° 71,2° 71,2° 71,2°
Sitzwinkel 73,1° 73,1° 73,1° 73,1° 73,1°
Kettenstrebe 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm 415 mm
BB Drop 69 mm 64 mm 61 mm 61 mm 59 mm
Radstand 999 mm 1.010 mm 1.030 mm 1.049 mm 1.068 mm
Reach 368 mm 377 mm 385 mm 394 mm 401 mm
Stack 518 mm 550 mm 579 mm 610 mm 641 mm

Das Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 im ersten Test

Das Topstone Carbon Lefty überzeugt schon auf den ersten Metern mit einer bereitwilligen Beschleunigung und ist schnell auf Geschwindigkeit gebracht. Es nimmt den Antritt direkt an und setzt ihn in Vortrieb um. Im Vergleich zum ungefederten 700C-Bruder ist es keine absolute Rakete, für ein „Fully“ aber mehr als akzeptabel. Das KingPin-System verschluckt keine Antriebsenergie und die Lefty-Gabel ist im blockierten Zustand ebenfalls steif genug für die Sprintattacke auf dem Gravel-Ride.

Nach den ersten Offroad-Metern ist schnell klar: Hier fühlt sich das Topstone zu Hause! Die Straße sollte nur als Mittel zum Zweck dienen, um möglichst schnell aus der Stadt in die Natur zu kommen. Denn dann glänzt es mit einem quirligen und verspielten Handling und geht sehr agil und leichtfüßig durch verwinkeltes Terrain. Die kleinen 650B-Laufräder nehmen Lenkimpulse direkt an und setzen sie flink um, in Kombination mit den kurzen 415-mm-Kettenstreben ist keine Kurve zu eng. Die Kehrseite der Medaille: Für die Gerade oder sehr monotones Terrain ist das Gravel-Bike nicht der richtige Partner, das Topstone Carbon Lefty braucht Action und Zug und fühlt sich sonst schnell gelangweilt. Im Vergleich mit dem Topstone Carbon ohne Federung und mit 700C-Laufrädern fehlt es ihm spürbar an Laufruhe.

Die Vibrationsdämpfung geht am Heck vollkommen in Ordnung, das KingPin-System funktioniert als Einheit sehr gut und sorgt für rückenschonende Stunden im Sattel; die HollowGram SAVE-Sattelstütze weiß noch dazu mit viel Flex zu überzeugen. Die Lefty Oliver-Gabel gibt die 30 mm Federweg nur bei größeren Kompressionen frei – Kopfsteinpflaster spürt man noch, die Bremswellen im Trail oder die Bordsteinkanten in der Stadt aber bereits deutlich weniger. Der Lockout der Gabel erledigt seinen Job zuverlässig und gibt im Notfall auch noch etwas Federweg frei, sollte man ihn mal vergessen haben.

Die breiten Reifen sind mit dem WTB Byway hinten und dem WTB Venture vorne (jeweils in 650 x 47B) spannend gewählt. Der hintere Semi-Slick-Reifen, auf dem ein größerer Teil des Systemgewichts liegt, soll gut rollen und der vordere Reifen mit mehr Grip möglichst wenig wegrutschen. Wir hätten uns für mehr Brems-Performance auf dem Trail aber auch hinten einen profilierteren Reifen gewünscht, der Byway rutscht bereits bei leicht gezogenem Hebel schnell weg. Solange der Untergrund jedoch kompakt und trocken ist, hält sich das im Rahmen.

Unser Fazit zum
Cannondale Topstone Carbon Lefty 1

Das neue Topstone Carbon Lefty 1 bietet ein spaßiges Gesamtkonzept, mit dem man einfach losziehen und in jeden Trail abbiegen möchte. Der quirlige Charakter beschert allen mit Gravel-Erfahrung viel Fahrspaß; Einsteigern könnte es anfangs eine Spur zu verspielt sein. Das Bike setzt genau da an, wo das Topstone Carbon aufhört, und ergänzt dadurch Cannondales Portfolio sinnvoll. Einen echten Gravel-Alleskönner haben die US-Amerikaner aber auch mit dem Topstone Carbon Lefty 1 nicht im Angebot, dafür fehlt es dem Bike einfach an Laufruhe und Asphalt-Performance.

Tops

  • tolle Lackierung, die Aufmerksamkeit garantiert
  • hochwertige Verarbeitung
  • quirliges Handling
  • hohes Maß an Agilität
  • gute Vibrationsdämpfung

Flops

  • mangelnde Laufruhe
  • Integration der GPS-Halterung

Mehr Informationen zum Cannondale Topstone Carbon Lefty 1 erhaltet ihr unter cannondale.com

Ihr wollt wissen, wie sich andere Gravel-Bikes im Test schlagen? Unseren großen Gravel-Bike-Vergleichstest findet ihr hier und eine Übersicht über alle von uns getesteten Bikes gibt es hier.

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Text: Fotos: Max Schmitt, Benjamin Topf, Philipp Schwab