Erst diesen Sommer hat Campagnolo mit der Super Record 13 das kabellose Comeback des Daumenshifters auf der Straße präsentiert – jetzt folgt der nächste Streich: Mit der Super Record X bringt Campa erstmals eine Wireless-Gruppe fürs Gelände. Neue Plattform, neues Konzept. Reicht das, um im heiß umkämpften Gravel-Segment Fuß zu fassen? Wir verraten euch mehr dazu.

Gravel CampagnoloSR13 platform 3 scaled

Bereits diesen Sommer hat Campagnolo mit der Super Record 13 das kabellose Comeback auf der Straße gefeiert – 13-fach, elektronisch, gewohnt elegant und ziemlich exklusiv. Jetzt folgt mit der Super Record X der nächste Schritt. Der Hersteller aus Venetien scheint mir der ersten Wireless Campagnolo-Gravelgruppe den Markt richtig aufmischen zu wollen.

Denn auch wenn Campa mit der mechanischen EKAR 1×13 bereits einen Fuß im Schotter hatte, blieb das System im Vergleich zu Shimano GRX Di2 oder SRAM AXS zuletzt eher eine schöne Randnotiz, die konzeptionell stehen geblieben ist.

Die Super Record X soll das ändern. Kabellos, modular, auf Performance getrimmt – und integriert in eine neue, übergreifende Plattform namens SR13, die Straße, Allroad und Gravel unter einen Hut bringen will. Ob das reicht, um gegen die technische Übermacht der Konkurrenz zu bestehen? Unklar. Aber typisch Campagnolo bleibt es trotzdem: viel Carbon, ein ikonischer Daumenshifter und ein Schaltwerk, das aussieht, als hätte jemand ein Schweizer Uhrwerk mit Schlammresistenz getunt. Preislich startet die neue Gruppe bei 3.375 Euro.

Gravel CampagnoloSR13 platform 8 600x900 Gravel CampagnoloSR13 platform 9 600x900 1x Road CampagnoloSR13 platform 6 600x900

SR13 – Campagnolos neue Plattformlogik

Mit der Super Record X bringt Campagnolo nicht nur eine neue Gravelgruppe auf die Bühne, sondern definiert mit SR13 erstmals ein modulares System für Road, Allroad und Gravel. Die Idee: einheitliche Elektronik, identische Shifter, ein gemeinsamer Funkstandard. Aber: unterschiedliche Schaltwerke, Kassetten und Kurbeln, je nach Einsatzzweck. Im Zentrum steht das neue Gravel-Schaltwerk mit langem Käfig und eigener, „Nano-Kupplung“ genannter Clutch, die für genug Kettenspannung sorgen soll und ausgelegt ist für Kassetten mit bis zu 48 Zähnen. Dazu passend gibt’s zwei neue 13-fach-Kassetten mit 9–42 und 10–48 Zähnen – exklusiv für dieses Schaltwerk.

AllRoad CampagnoloSR13 platform 2 600x900 Gravel CampagnoloSR13 platform 10 600x900 Gravel CampagnoloSR13 platform 2 600x900

Für Allroad- und 2x-Setups ist ein zweites Schaltwerk verfügbar – mit Clutch, aber kürzerem Käfig (max. 36 Zähne). Auch dieses basiert auf der Road-Plattform, ist aber nicht mit den großen Gravel-Ritzeln kompatibel. Die 1x-Kurbelgarnitur kommt in zwei Versionen: mit breiterer Gravel-Kettenlinie für mehr Reifenfreiheit, und mit schmalerer Road-Kettenlinie für bessere Aerodynamik an TT- und Race-Bikes. Deshalb sind auch acht Kettenblattgrößen von 38 bis 52 Zähnen verfügbar. Optional lässt sich die Kurbel mit einem integrierten Powermeter ausstatten, der in typischer Campa-Manier mit einem Gyroskop und 16 Sensoren über eine Welle Trittfrequenz und Drehmoment erfasst und mit einer Messgenauigkeit von ±1 % auf Wettkampfniveau arbeiten soll.

Gravel CampagnoloSR13 platform 5 600x400 AllRoad CampagnoloSR13 platform 1 600x400

Shifter, Bremsen, Akkus und App sind immer gleich – der linke Hebel ist bei der 1-fach-Version auf Bremsfunktion reduziert. Die MyCampy App erlaubt eine einfache Konfiguration, aber keine smarten Spielereien wie Auto-Shift. Dazu gibt es hauseigene neue Bora X-Laufräder, die mit 50 mm Profil, 27 mm Innenweite und gewohntem Speichendesign in sieben Dreiergrüppchen für verbesserte Aerodynamik, Komfort, Steifigkeit und Handling sorgen sollen.

Gravel CampagnoloSR13 platform 7 scaled

Fazit

Mit der Super Record X präsentiert Campagnolo einen durchdachten Zugang zum kabellosen Gravel-Segment. Vieles deutet darauf hin, dass Campa hier nicht einfach eine Road-Gruppe umfunktioniert, sondern gezielt auf die Anforderungen abseits des Asphalts reagiert hat. Was wir sehen, wirkt nicht nur stimmig, sondern erinnert auch an alte Stärken, die in den letzten Jahren etwas unter dem Radar gelaufen sind. Natürlich bleibt die Super Record X ein Produkt für einen exklusiven Markt. Wer hier einsteigen will, muss nicht nur eine gewisse Kaufkraft mitbringen, sondern auch die Bereitschaft, bewusst einen anderen Weg zu gehen – jenseits von AXS und Di2. Ob sich das in der Praxis auszahlt, kann nur ein Test zeigen.


Hat dir dieser Artikel gefallen? Dann würde es uns sehr freuen, wenn auch du uns als Supporter mit einem monatlichen Beitrag unterstützt. Als GRAN FONDO-Supporter sicherst du dem hochwertigen Bike-Journalismus eine nachhaltige Zukunft und sorgst dafür, das die New-Road-Welt auch weiter ein kostenloses und unabhängiges Leitmedium hat. Jetzt Supporter werden!

Text: Jan Fock Fotos: Campagnolo