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Bontrager Aeolus RSL- und Aeolus Pro-Laufräder vorgestellt – Das Rezept für mehr Geschwindigkeit und Komfort?

Mehr Geschwindigkeit und höheren Komfort – das verspricht Bontrager für die Aeolus RSL- und Pro-Laufräder. Erreichen will Bontrager das durch ein breites Felgenprofil, das eine bessere aerodynamische Einheit mit den Reifen bilden soll und geringere Luftdrücke für mehr Komfort erlaubt. Alle Details findet ihr hier.

Bontrager Aeolus RSL 62 | 1.520 g (set) | 2.400 € | Hersteller-Website

Mit den Bontrager Aeolus RSL- und Pro-Laufrädern stellt Bontrager neue Varianten der Aeolus-Serie vor. Und das sollen nicht irgendwelche Laufräder sein: Bontrager ist überzeugt, dass es die schnellsten Modelle der Firmengeschichte sind! Zusätzlich sollen sie leicht sein und die Anfälligkeit für Seitenwind reduzieren. Um die Performance der neuen Laufräder auf Herz und Nieren zu prüfen, waren die WorldTour-Profis des Teams Trek-Segafredo um Ex-Weltmeister Mads Pedersen und Jasper Stuyven bereits auf den neuen Laufrädern unterwegs. Pedersen fuhr sie bei Paris–Nizza und Stuyven holte darauf sogar den Sieg bei Mailand–San Remo – Feuertaufe bestanden! Welche neuen Varianten gibt es, was bringen die euch und was ist die Technologie dahinter? Alle Antworten findet ihr hier.

Die neuen Varianten der Aeolus-Serie

Die vorgestellten Laufräder umfassen drei Varianten auf RSL-Level, der Speerspitze der Serie. Sie unterscheiden sich lediglich in der Felgentiefe, kommen ansonsten aber mit der gleichen Technologie: OCLV RSL Carbon, DT Swiss 240-Nabe mit Ratchet EXP 36-Freilauf, DT Swiss DT Aerolite-Speichen und DT Swiss Pro Lock-Nippel. Dazu kommt ein neues Laufrad mit 51 mm Felgentiefe auf Pro-Level, der etwas abgespeckten und günstigeren Version. Bei ihm kommt OCLV Pro Carbon zum Einsatz, das etwas schwerer ist. Außerdem unterscheidet es sich mit der ebenfalls schwereren DT Swiss 350-Nabe von seinen teureren Brüdern.

Bontrager Aeolus Pro 51 | 1.590 g (set) | 1.300 €

Alle vier Laufräder auf RSL- und Pro-Level sind nur als Tubeless-Ready-Clincher-Versionen mit Scheibenbremse verfügbar, haben eine Innenweite von beachtlichen 23 mm und 24 Speichen vorne und hinten. Außerdem ist ab Werk ein 11-fach-Freilauf montiert, die Laufräder rollen auf 12-mm-Steckachsen und die Bremsscheiben werden auf einem Centerlock-Flansch montiert. Adapter für 15-mm-Steckachsen und Schnellspanner sind separat erhältlich, ebenso wie 12-fach-Freiläufe. Im Lieferumfang enthalten sind Tubeless-Felgenbänder, Tubeless-Ventile und ein herkömmliches Felgenband. Die Details der Varianten findet ihr in der Tabelle.

Felgentiefe Naben Gewicht (Set) Preis
Aeolus Pro 51 51 mm DT Swiss 350 1.590 g 1.300 €
Aeolus RSL 51 51 mm DT Swiss 240 1.410 g 2.400 €
Aeolus RSL 62 62 mm DT Swiss 240 1.520 g 2.400 €
Aeolus RSL 75 75 mm DT Swiss 240 1.645 g 2.400 €
Tubeless-Ventil und Tubeless-Felgenband sind im Lieferumfang der Laufräder enthalten.

Die Technologie der brandneuen Carbonlaufräder

Um in neue Geschwindigkeitsbereiche vordringen zu können, hat Bontrager sich die beiden größten Bremskräfte vorgenommen, die auf Laufräder wirken: Luft- und Rollwiderstand. Die Aufgabe war es, diese beiden Faktoren zu minimieren. Dazu hat Bontrager den Entwicklungsprozess optimiert und auf eine softwarebasierte 3D-Simulation gesetzt. Das System hat laut den US-Amerikanern über Monate hinweg zahllose Felgenprofile evaluiert, immer als System mit dem montierten Reifen, und bei jedem Durchgang dazugelernt. Zusätzlich wurden Prototypen der Laufräder auf Testfahrten geschickt, bei denen Windsensoren den Anströmwinkel des Winds aufgezeichnet haben. Die Fahrer der Bikes notierten Situationen, in denen sich das System instabil anfühlte. Diese zusätzlichen Informationen wurden ebenfalls in die 3D-Simulation eingespeist. Ziel dieses Prozesses war, ein Felgenprofil zu entwickeln, das nicht nur den Luft- und Rollwiderstand reduziert, sondern bei Seitenwind stabil bleibt. Das Ergebnis der 3D-Simulation laut Bontrager: Ein Felgenprofil mit 23 mm Innenweite und 30 mm Außenbreite erzielt in Kombination mit einem 25-mm-Reifen die besten Ergebnisse bei Luft- und Rollwiderstand. 28-mm-Reifen können ebenfalls gefahren werden. Sie schneiden im System beim Luftwiderstand etwas schlechter ab, haben dafür aber Vorteile beim Rollwiderstand. Laufräder mit dieser Breite können mit weniger Druck gefahren werden und sorgen so für etwas mehr Komfort. Mads Pedersen fährt seine Aeolus RSL-Laufräder mit Pirelli Tubeless Clinchern sowie 6 bar vorne und 6,2 bar hinten.

Und was bringt das alles?

Genug der Theorie! Braucht ihr die Aeolus RSL-Laufräder, um die wichtigsten Duelle – die Ortsschildsprints gegen eure besten Freunde – zu gewinnen? Hier kommt der Deal: Bei einem Sprint mit 1.500 W verbraucht ihr laut Bontrager mit den Aeolus RSL 62-Laufrädern durchschnittlich 30,6 W weniger, um gegen die Luft anzukämpfen, und 3,3 W weniger, um den Rollwiderstand zu überwinden, als mit den Bontrager XXX 6 Tubular-Laufrädern. Die eingesparten 33,9 W können in zusätzliche Geschwindigkeit umgewandelt werden und verschaffen euch einen Vorteil von 1,6 m in einem typischen Sprintfinale. So weit zumindest die Mathematik des Herstellers. Das könnte reichen, um als Erster über die Ziellinie zu sprinten. Ihr seid keine Sprinter? Dann ist für euch vielleicht interessanter, dass Aeolus RSL 51-Laufräder durchschnittlich 2 % weniger Leistung brauchen als Bontrager XXX 4 Tubular-Laufräder, um die gleiche Geschwindigkeit zu halten. Okay, wir hören ja schon auf, denn wir wissen, dass diese Zahlen unter Optimalbedingungen errechnet wurden. Der Gesamtluftwiderstand bezieht aber auch immer den Fahrer mit ein, der ca. 75 % davon erzeugt. Flattert euer Trikot oder ihr könnt keine aerodynamische Position für längere Zeit halten, dann sind solche Vorteile schnell dahin. Zusätzlich ist auch nicht jeder in der Lage, mal eben 1.500 W auf die Straße zu bringen. Haben die Bontrager Aeolus RSL-Laufräder für euch also weniger Vorteile als für die Profis vom Team Trek-Segafredo? Nein! Aber es sind andere Vorteile. Während die Profis um die letzte Zehntelsekunde kämpfen, bekommen wir den psychologischen Kick – das Wissen, auf dem bestmöglichen Material unterwegs zu sein und keine Kraft im System zu verlieren. Der Hauptvorteil ist jedoch die große Innenweite der Laufräder. Das Volumen der montierten Reifen nimmt zu und kann für mehr Komfort sorgen. Mehr Komfort bedeutet wiederum weniger Ermüdung und mehr Körner für anspruchsvolle Situationen.

Die Aeolus RSL- und Pro-Laufräder haben eine Innenmaulweite von stattlichen 23 mm.

Was nehmen wir aus dieser Neuvorstellung mit?

Die Erkenntnisse aus der Aeolus RSL- und Pro-Vorstellung sind vielfältig und bestätigen Trends, die sich bereits abgezeichnet haben. Als Erstes fällt der Trend zu breiteren Laufrad-Reifen-Systemen auf. Nachdem DT Swiss bei der ARC 1100-Serie bereits seit einer Weile auf eine Innenweite von 20 mm setzt, die Roval Rapide CLX- und Alpinist CLX-Laufräder eine Innenweite von 21 mm haben und ENVE ebenfalls verschiedene Modelle mit 21 mm anbietet, legt Bontrager mit 23 mm noch mal ordentlich drauf. Die breiten Formen sind laut Hersteller schneller, da sie Luft- und Rollwiderstand reduzieren. Die Möglichkeit, dadurch mit weniger Reifendruck zu fahren und auf diese Weise mehr Komfort zu erzeugen, ist jedoch vor allem für Nicht-Profis eine erfreuliche Entwicklung – Performance und Komfort gehen zukünftig (noch intensiver) Hand in Hand. Die zweite Erkenntnis ist, dass Clincher unaufhaltsam Einzug in den Profizirkus halten. Während ein Großteil der Pro-Peloton-Fahrer noch immer auf Schlauchreifen unterwegs ist, haben die Fahrer der Teams Trek-Segafredo, Deceuninck-Quick-Step und Bora-Hansgrohe – zumindest offiziell – keine Wahl mehr: Die neuesten Laufräder der Ausrüster Bontrager und Roval gibt es ausschließlich als Clincher-Version. Dass die Fahrer darauf durchaus konkurrenzfähig sind, zeigt auch der Sieg von Kasper Asgreen (Team Deceuninck-Quick-Step) bei der Flandern-Rundfahrt. Die Hersteller können also auf die parallele Entwicklung einer Clincher-Version für den Massenmarkt und einer Schlauchreifen-Version für die wenigen Profis und Enthusiasten verzichten – die Zeit der Schlauchreifen scheint auch bei den Profis abzulaufen. Und während die Gegenwart der Clincher bei Roval Rapide CLX und Alpinist CLX noch einen Schlauch benötigt, ist sie bei Bontrager Aeolus RSL und Pro bereits tubeless. Die letzte Erkenntnis ist, dass die Kundenbindung einen immer größeren Stellenwert einnimmt. Dafür bietet Bontrager mit dem Carbon Care-Programm eine lebenslange Garantie für seine Carbon-Laufräder und zusätzlich kostenfreien Ersatz für Laufräder, die in den ersten zwei Jahren im Einsatz beschädigt werden. Ähnliche Programme gibt es auch bei DT Swiss und Roval. Eine erfreuliche Entwicklung, die nicht gesponserten Athleten den Kauf von teuren Carbon-Laufrädern schmackhaft machen kann.

Passt gut zusammen: Trek Madone und Bontrager Aeolus RSL 62-Laufräder.

Mit den Aeolus RSL-Laufrädern stellt Bontrager Laufräder vor, die so schnell sein sollen wie keine anderen zuvor in der Firmengeschichte. Berechnete Watt-Zahlen und Geschwindigkeitsvorteile scheinen diese These zu bestätigen. Profis kann das möglicherweise zum Sieg verhelfen. Die breite Masse der Fahrer wird sich jedoch mehr über die Breite der Felgen und das mögliche Plus an Komfort freuen. Wie die Laufräder sich in der Praxis schlagen, müssen wir noch im Test herausfinden.

Weitere Informationen findet ihr unter trekbikes.com


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Text: Tobias Hörsch Fotos: Bontrager