Die Anmeldung für den Ötztaler steht und ihr merkt einen Monat vor Start, dass statt der 5.500 Höhenmeter nicht mal 4.000 drin sind? Dann ist das neue BMC Teammachine SLR01 vielleicht eure Rettung! Wie sich das neue Rennrad aus der Schweiz in einem ersten Test schlägt, erfahrt ihr hier.

BMC Teammachine SLR01 ONE | 6,86 kg in Größe 56 | 10.999 € | Hersteller-Website

Welches Bike wird ausgespuckt, wenn man im Bike-Finder auf der BMC-Website die Prioritäten auf Onroad, Straßenrennen und Effizienz setzt? Das BMC Teammachine SLR! Vor knapp 10 Jahren wurde die erste Generation veröffentlicht und ist mit dem Tour-de-France-Sieg von Cadel Evans auf Anhieb ins Rampenlicht gefahren. Die SLR-Plattform mit dem herstellereigenen Tuned Compliance Concept, kurz TCC, war damit geboren und die heruntergezogenen Sitzstreben waren etabliert. Was folgte, waren Siege bei Olympia, der Straßenweltmeisterschaft, diversen World-Tour-Rennen und zwei weitere Teammachine SLR-Generationen. Was uns zum heutigen Tag und dem vierten Teammachine SLR-Rennrad führt. Das ehrgeizige Ziel: Auch im nächsten Jahrzehnt soll bei allen wichtigen Rennen ein BMC-Bike ganz oben auf dem Podium stehen!

Das Team der Schweizer Ingenieure hat an einigen Stellschrauben gedreht, um mit dem laut eigener Aussage „schnellsten Teammachine aller Zeiten“ den Asphalt zum Brennen zu bringen. Die einfache und schlüssige Rechnung: Weniger Gewicht plus mehr Aerodynamik ergibt ein schnelleres Rennrad. Die ACE-Technologie (hier geht’s zum Video) wurde zu ACE+ weiterentwickelt. Ein entscheidendes Update gab es auch für die Design-Software, die Tausende virtuelle Prototypen erstellt und anhand der Parameter Steifigkeit, Gewicht und Komfort vergleicht – sie umfasst nun als vierten Parameter die Aerodynamik. Laut BMC ist es dadurch möglich, die optimale Balance aus diesen vier Eigenschaften zu finden und den Rahmen dementsprechend zu konstruieren. Im Vergleich zum Vorgänger sind Steuerrohr, Gabel und Unterrohr des neuen SLR aerodynamisch optimiert worden und haben nun eine länglichere, nach hinten gezogene Form, wie sie noch ausgeprägter nur bei BMCs Aero-Rennrad, dem Timemachine Road (zum Test), zu finden ist. Das Unterrohr war dabei die Schlüsselstelle in der aerodynamischen Entwicklung. Die Gesamtfläche wurde vergrößert, die Ecken wurden für verbesserte seitliche Steifigkeit reduziert und das Profil wurde aerodynamisch und gewichtsbezogen optimiert. Die Aerocore-Flaschenhalter gehen nahtlos in das Unterrohr über und sollen die Aerodynamik weiter verbessern. Laut eigenen Tests war jeder Fahrer in jeder Runde mit dem neuen Teammachine-Rennrad schneller als mit dem Vorgänger, die Aerodynamik-Verbesserung soll bei 6 % liegen.

Aerocore-Flaschenhalter
Achtung: Verwechslungsgefahr. Die Flaschenhalter sind im Eifer des Gefechts schnell mal falsch herum montiert.
Leichter und windschnittiger?
Das überarbeitete Design der D-Shape-Sitzstrebe soll weniger Material und eine verbesserte Aerodynamik ermöglichen.
Aerodynamisch optimiert und noch dazu Gewicht gespart
Die neue Gabel wurde für weniger Luftwiderstand länglich nach hinten gezogen und ist noch dazu 50 g leichter als ihr Vorgänger.

Trotzdem war es nach Herstellerangaben möglich, das Systemgewicht aus Gabel, Rahmen, Sattelstütze und Cockpit um 9 % bzw. 160 g zu reduzieren. Eine Weiterentwicklung gab es auch für das zweiteilige ICS-Cockpit, das bereits in dem BMC URS-Gravel-Bike (zum Test) und dem BMC Roadmachine-Rennrad (zum Test) zum Einsatz kommt und nun in zwei Varianten erhältlich ist: weiterhin zweiteilig als ICS2, dafür etwas schlanker und 15 g leichter als sein Vorgänger, oder als einteiliges ICS Carbon-Cockpit. In beiden Fällen sind die Kabel komplett intern verlegt und ermöglichen eine super cleane Optik.

Alle Varianten des ICS Carbon-Cockpits

Vorbaulänge Lenkerbreite Version Gewicht
90 mm 400 mm RED 285 g
100 mm 420 mm RED
110 mm 420 mm RED 305 g
110 mm 400 mm RED TEAM
120 mm 400 mm RED TEAM
130 mm 400 mm RED TEAM
140 mm 400 mm RED TEAM 360 g
Cockpit-Details
Reach und Drop des neuen ICS Carbon-Cockpits liegen bei 67 bzw. 127 mm, der Vorbau hat eine Neigung von -15°.

Gewichtsersparnis der vierten gegenüber der dritten BMC SLR01-Version

Generation 4 (2021) 3 (2017)
Rahmen 820 g 815 g
Gabel 345 g 395 g
Sattelstütze 185 g 195 g
Cockpit 305 g 410 g
Gesamtgewicht 1.655 g 1.815 g
Gewichtsersparnis -160 g bzw. 9 %
Stealth-Dropout-Design
Technisch und optisch sauber gelöst und dabei sogar Gewicht eingespart!

BMC Teammachine SLR01 – Geometrie und Ausstattung

Das neue Teammachine ist in vier SLR01-Versionen mit SLR01 Premium Carbon-Rahmen und in fünf Versionen mit SLR Carbon-Rahmen erhältlich. Das neue ICS Carbon-Cockpit ist dabei den zwei Top-Versionen vorbehalten. Das von uns getestete SLR01 ONE ist mit kompletter SRAM Red eTap AXS-Schaltgruppe (zum Test) und DT Swiss PRC 1100-Laufrädern ausgestattet, wiegt in Größe 56 nur 6,86 kg und kostet 10.999 €. Bei dem Preis hätten wir uns aber nicht beschwert, wenn bereits ein Quarq-Power Meter dabei gewesen wäre.

Schaltgruppe SRAM RED eTap AXS, 2 x 12, 48–35T
Kassette SRAM RED 10–28T
Bremsen SRAM RED eTap AXS 160/160 mm
Laufräder DT Swiss PRC 1100 DICUT Mon Chasseral Disc
Reifen Vittoria Corsa 700 x 25C
Sattelstütze Teammachine SLR 01 Premium Carbon D-Shape, 15 mm Versatz
Lenker ICS Carbon, 420 mm
Vorbau ICS Carbon, 110 mm
Gewicht 6,86 kg in Größe 56
Preis 10.999 €
Verfügbarkeit ab sofort

Alle Versionen des Teammachine im Überblick

Modell Cockpit Schaltgruppe Farbe Preis
SLR01 ONE ICS Carbon RED eTap AXS Carbon & Neon Red 10.999 €
SLR01 TWO ICS Carbon DURA-ACE Di2 Iron Grey & Neon Red 10.499 €
SLR01 THREE ICS2 Force AXS HRD Metallic Orange & Carbo 7.499 €
SLR01 FOUR ICS2 ULTEGRA Di2 Pearl Blue & Carbon 6.799 €
SLR01 V1-Rahmenset ICS Carbon Carbon & Neon Red 4.599 €
SLR01 V2-Rahmenset ICS Carbon Deep Sea & Neon Red 4.599 €
SLR01 V3-Rahmenset ICS2 Poison Green & Carbon 4.299 €
SLR ONE ICS01 Force AXS HRD Anthracite Prisma & White 5.299 €
SLR TWO kein ICS ULTEGRA Di2 Pearl Grey & Black 4.799 €
SLR THREE kein ICS ULTEGRA Carbon & Gold 3.599 €
SLR FOUR V1 kein ICS 105 Racing Red & Brushed Silver 2.799 €
SLR FOUR V2 kein ICS 105 True Blue & Neon Red 2.799 €
SLR01 ONE | RED eTap AXS | 10.999 €
SLR01 TWO | DURA-ACE Di2 | 10.499 €
SLR01 THREE | Force AXS HRD | 7.499 €
SLR01 FOUR | ULTEGRA Di2 | 6.799 €
Größe 47 51 54 56 58 61
Sattelrohr 423 mm 468 mm 504 mm 524 mm 545 mm 574 mm
Oberrohr 517 mm 534 mm 549 mm 559 mm 574 mm 589 mm
Steuerrohr 110 mm 130 mm 145 mm 165 mm 184 mm 210 mm
Lenkwinkel 71,5 71,5 72,3° 72,3° 72,3° 72,3°
Sitzwinkel 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm 410 mm
BB Drop 69 mm 69 mm 69 mm 69 mm 69 mm 69 mm
Radstand 968 mm 986 mm 989 mm 1.000 mm 1.015 mm 1.030 mm
Reach 367 mm 377 mm 386 mm 392 mm 401 mm 409 mm
Stack 506 mm 530 mm 550 mm 565 mm 584 mm 608 mm

BMC Teammachine SLR01 ONE im ersten Test

Das neue Teammachine SLR01 ONE deutet bereits im Stand sein Geschwindigkeitspotenzial an. Das neue ICS Carbon-Cockpit mit komplett interner Kabelführung ist schön aufgeräumt und das Bike sieht so aus, als wäre es gerade durch eine Flamme geschossen. Der rote Farbverlauf geht vom Cockpit aus und erstreckt sich nach hinten über das Oberrohr des ansonsten mattschwarzen Rahmens. Einzig die aerodynamisch optimierten Aerocore-Flaschenhalter sind ein kleiner Bruch im Look des Teammachine und bauen im Seitenprofil etwas zu hoch.

Helm Oakley ARO3 | Brille 100 % Hypercraft | Jersey Café Du Cycliste Octavia Atelier Collection | Shorts Café Du Cycliste Blandine | Socken MB Wear Stelvio | Schuhe Suplest EDGE+ Road Pro

Das Bike zeigt bereits im Antritt, was es will: Geschwindigkeit aufbauen, so schnell wie nur möglich. Das Teammachine ist antriebsstark und profitiert dabei von einem sehr steifen Tretlagerbereich und der geringen Masseträgheit der leichten DT Swiss PRC 1100 DICUT Mon Chasseral-Laufräder. Egal ob aus dem Stand oder einer Kurve heraus, das BMC-Rennrad beschleunigt in jeder Situation wie ein 911er Porsche und es macht Spaß zu sehen, wie jedes investierte Watt aus euren Oberschenkeln verlustfrei auf den Asphalt gebracht wird. In der Ebene fehlt dem Teammachine eine Nuance Aerodynamik, um das sehr hohe Beschleunigungsniveau auf dem gleichen Level fortzuführen. Mit einem Aero-Laufradsatz und tiefen Felgen wäre hier noch das letzte Quäntchen rauszuholen, das würde allerdings die aktuell kaum vorhandene Anfälligkeit für Seitenwind erhöhen. Das Teammachine SLR01 ONE ist aber unbestritten auch so ein sehr schnelles Rad, mit dem auch lange Ausfahrten ohne viele Höhenmeter kein Problem darstellen.

In der DNA des neuen Teammachine sind genau zwei Sachen fest verankert: Höhenmeter und Tiefenmeter. Eigentlich keine Überraschung bei einem Schweizer Rennrad! Das Bike klettert mit einer unglaublichen Leichtigkeit und Effizienz Berge empor und glänzt auch unter höchster Last mit einem tollen Geradeauslauf. Wir hatten selten so viel Spaß beim Berghochfahren! Ihr habt euch im Rausch voll verausgabt, seid müde auf dem Gipfel angekommen und stürzt euch direkt in die Abfahrt? Dann könnt ihr euch zu 100 % auf das Teammachine SLR01 ONE verlassen. Die hydraulischen SRAM RED-Bremsen sind gut zu dosieren und haben ordentlich Biss, die Gabel ist sehr steif und bleibt selbst beim harten Anbremsen ruhig. Das Handling ist ausgesprochen präzise und gutmütig und auch für Fahrer geeignet, die nicht im Peloton der Tour de France mitrollen.

Wo ist der versteckte Motor? Das neue Teammachine klettert mit Leichtigkeit auch die längsten Pässe hoch und ist ein herausragend gutes Bike für die Berge.

Für ein Race-Bike dieser Klasse ist das Compliance-Level überraschend hoch, auch wenn das Teammachine per se kein super bequemes Rennrad ist. Der Komfort der einzelnen Komponenten setzt sich zu einer ordentlichen Gesamtdämpfung zusammen. Dazu steuern die DT Swiss-Laufräder mit ihren langen Speichen, die Vittoria Corsa 700 x 25C-Reifen mit guter Eigendämpfung, die Carbon-Sattelstütze und das schmucke Cockpit bei.

Unser Fazit zum BMC Teammachine SLR01 ONE 2021

Das neue Teammachine SLR01 ONE liebt die Berge. Zu viele Höhenmeter für eine Tagestour? Die Ausrede gibt es in Zukunft nicht mehr! Mit einer faszinierenden Leichtigkeit frisst dieses Rennrad einen Höhenmeter nach dem anderen, überzeugt auf der Abfahrt mit viel Sicherheit, bietet ein präzises Handling und beschleunigt ausgesprochen gut. Das Teammachine ist wie geschaffen für Ötztaler, Maratona dles Dolomites und andere schwere Bergrennen und sieht mit seinem cleanen und stimmigen Look einfach toll aus!

Tops

  • klettert sehr leichtfüßig und effizient
  • bietet auch auf langen Abfahrten Sicherheit
  • beschleunigt extrem gut
  • präzises und gutmütiges Handling
  • toller Look und aufgeräumtes ICS-Cockpit

Flops

  • kein Power Meter an einem 11.000-€-Bike
  • letztes Quäntchen Aerodynamik fehlt in der Ebene

Mehr Informationen zum BMC Teammachine SLR01 ONE findet ihr unter bmc-switzerland.com, unseren aktuellen Rennrad-Vergleichstest könnt ihr euch hier durchlesen.


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Text: Philipp Schwab, Benjamin Topf Fotos: Benjamin Topf