Das BMC Teammachine SLR01 ONE lässt optisch keine Zweifel, dass es überall schnell sein will. Die Komplettintegration deutet auf gute Aerodynamik hin und die niedrigen Laufräder lassen vermuten, dass das Bike schnell klettert. Bestätigt sich der Eindruck im Vergleichstest mit den vier schnellsten Race-Bikes der Saison 2021?
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Race-Bike 2021 – 5 Highend-Modelle im Test
Das BMC Teammachine SLR01 ONE findet sich im BMC-Portfolio zwischen dem Timemachine Road auf der Aero-Seite und dem Roadmachine auf der Endurance-Seite. Und zwischen diesen beiden macht es sich extrem breit: Mit hervorragender Vibrationsdämpfung bringt es fast schon Allroad-Qualitäten mit und durch seine Aerodynamik macht es bei der Effizienz in der Ebene dem Timemachine Road Konkurrenz. Damit ist es für uns das vielseitigste Rennrad von BMC. Unser Test-Bike kommt mit der kabellosen SRAM RED eTap AXS-Schaltgruppe mit 48/35 T-Kettenblättern und 10–28 T-Kassette. Der Antrieb verfügt dadurch vor allem im Bereich der hohen Gänge über viele kleine Gangsprünge. So könnt ihr immer eine angenehme Trittfrequenz finden. Für anspruchsvolle Anstiege würde aber ein etwas leichterer Gang oder mehr Saft in den Beinen nicht schaden. Die Schaltperformance ist gewohnt flott und die hydraulischen Scheibenbremsen mit 160-mm-Scheiben an Front und Heck sind über jeden Zweifel erhaben. Über einen Powermeter verfügt das Bike nicht. BMC hat jedoch erkannt, dass das in dieser Preisklasse ein No-Go ist und wird für die nächste Modellgeneration nachbessern.
Erstklassige Aerodynamik für Highspeed und beste Vibrationsdämpfung für ruppige Straßen – das Teammachine SLR01 ONE ist das vielseitigste Bike im BMC-Portfolio.
BMC Teammachine SLR01 ONE 2021
10.999 €
Ausstattung
Sattelstütze Teammachine 01 Premium Carbon D-Shape 15 mm
Bremsen SRAM RED eTap AXS HRD 160/160 mm
Schaltung SRAM RED eTap AXS GS-RED-E-B1 2 x 12
Kettenblatt 48/35
Vorbau ICS Carbon 110 mm
Lenker ICS Carbon 420 mm
Laufräder DT Swiss PRC 1100 DICUT Mon Chasseral
Reifen Vittoria Corsa Graphene 2.0 27 mm
Technische Daten
Größe 47 51 54 56 58 61
Gewicht 6,86 kg
Besonderheiten
einteiliges ICS Carbon-Cockpit
Aerocore-Flaschenhalter
Sehr leichte Kletter-Laufräder
Stealth-Dropout-Design
Auf den DT Swiss PRC 1100 DICUT Mon Chasseral-Laufrädern, die mit einer Felgenhöhe von 24 mm die flachsten im Testfeld sind, sind Vittoria Corsa Graphene 2.0-Reifen in 700 x 25C montiert. Sie fallen auf dem BMC 27 mm breit aus und sorgen für eine erstklassige Vibrationsdämpfung. Ein besonderes Highlight des BMC Teammachine SLR01 ONE ist das einteilige ICS Carbon-Cockpit – zusammen mit dem Wilier Filante SLR-Cockpit die sauberste und aufgeräumteste Lösung in diesem Vergleich. Der Vorbau ist 110 mm lang und der Lenker 420 mm breit. In Größe 56 wiegt unser Test-Bike 6,86 kg und geht für 10.999 € über die Ladentheke.
Größe | 47 | 51 | 54 | 56 | 58 | 61 |
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Sattelrohr | 423 mm | 468 mm | 504 mm | 524 mm | 545 mm | 574 mm |
Oberrohr | 517 mm | 534 mm | 549 mm | 559 mm | 574 mm | 589 mm |
Steuerrohr | 110 mm | 130 mm | 145 mm | 165 mm | 184 mm | 210 mm |
Lenkwinkel | 71,5° | 71,5° | 72,3° | 72,3° | 72,3° | 72,3° |
Sitzwinkel | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° | 73,5° |
Kettenstrebe | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm | 410 mm |
BB Drop | 69 mm | 69 mm | 69 mm | 69 mm | 69 mm | 69 mm |
Radstand | 968 mm | 986 mm | 989 mm | 1.000 mm | 1.015 mm | 1.030 mm |
Reach | 367 mm | 377 mm | 386 mm | 392 mm | 401 mm | 409 mm |
Stack | 506 mm | 530 mm | 550 mm | 565 mm | 584 mm | 608 mm |
In Sachen Geschwindigkeit ist das BMC Teammachine SLR01 ONE ein Paradox. Mit den 24 mm flachen DT Swiss PRC 1100 DICUT Mon Chasseral-Laufrädern hätten wir besonders im Uphill eine besonders gute Performance erwartet und im Gegenzug mit Einbußen auf Highspeed-Passagen gerechnet. Das Gegenteil ist jedoch der Fall: Das Bike ist trotz der niedrigen Felgen nach dem Tarmac das zweitschnellste Bike in flachem und welligem Terrain. Das deutet auf eine hervorragende Aerodynamik des Rahmensets inklusive ICS Carbon-Cockpit hin und wird unterstrichen von Aerodetails wie dem Stealth-Dropout-Design. Dazu kommen die schnell rollenden Vittoria Corsa Graphene 2.0-Reifen. Mit höheren und noch schnelleren Aero-Laufrädern würde das BMC zur echten Aero-Waffe avancieren. Demgegenüber stehen Kletterfähigkeiten, die zwar bei Weitem nicht schlecht sind, aber sich am Ende dieses sehr starken Testfelds einsortieren. Ein leichterer Gang könnte dem Bike hier zu mehr Effizienz bei langsamer Fahrt verhelfen.
Im Downhill ist das Bike dann wieder voll bei der Musik und überzeugt mit sehr gutem Brems- und Kurvengrip. Einzig das laute Surren der Reifen in Schräglage verunsichert anfangs etwas – wird aber mit der Zeit zu einem guten Indikator dafür, wie nahe man dem Grenzbereich kommt. Die errechnete Teststrecke mit einer Länge von 150 km und knappen 2.000 positiven Höhenmetern hat es mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 26,1 km/h zurückgelegt und dafür 5:44:48 h benötigt.
Wenn es um Handling und Komfort geht, überrascht das Teammachine mit einem beachtlichen Spagat: Kein anderes Bike im Test ist derart laufruhig, um dann so gnadenlos direkt einzulenken. Erfahrene Fahrerinnen und Fahrer werden diesen Spagat lieben, für Unerfahrene kann das zu heiklen Momenten führen. Einen Spagat gibt es auch beim Komfort: Bei der Vibrationsdämpfung liegt das BMC zusammen mit dem SCOTT an der Spitze, selbst kleinere Schläge werden spürbar gedämpft. Cockpit, Sattelstütze und vor allem die Reifen leisten hier ganze Arbeit. Demgegenüber steht eine Rennhärte, die jedes Watt in Vortrieb umsetzt. Größere Schläge kommen daher ebenso trocken bis zu den Kontaktpunkten durch wie bei den Konkurrenten auch. Bis auf das allseits bekannte Klappern der SRAM-Schalthebel kommt das Teammachine außerdem auf äußerst leisen Sohlen daher. Zum für Könner hohen Sicherheitsempfinden auf dem Bike tragen neben der ausgezeichneten Bremsperformance noch zwei weitere Faktoren bei: die geringste Anfälligkeit für Seitenwind im Test und eine ausgewogene, satte Straßenlage.
Tuning-Tipps: eine 33 T-Kassette könnte lange und steile Anstiege etwas angenehmer machen | höhere Aero-Laufräder würden das Bike bei der Effizienz in der Ebene von sehr stark auf überragend katapultieren | Powermeter montieren, um die volle Kontrolle zu haben
Fahreigenschaften
4Agilität
- träge
- verspielt
Laufruhe
- nervös
- laufruhig
Handling
- fordernd
- ausgewogen
Fahrspass
- langweilig
- lebendig
Komfort
- straff
- komfortabel
Preis-Leistung
- schlecht
- sehr gut
Fazit
Ein starker zweiter Platz für das BMC Teammachine SLR01 ONE! Auf der Teststrecke bleibt es dem S-Works Tarmac SL7 am engsten auf den Fersen und überzeugt vor allem durch die Kombination aus Race-Performance und dem besten Komfort im Testfeld. Erfahrene Racer und Racerinnen werden die Kombination aus stoischem Geradeauslauf und höchster Direktheit feiern, während Neulinge mit der Direktheit schnell überfordert sein könnten. Trotzdem ist das BMC eines der vielseitigsten Bikes in diesem Test!
Tops
- geringe Anfälligkeit für Seitenwind
- läuft sehr schnell in der Ebene trotz der niedrigen Laufräder
- ausgewogene Balance zwischen Rennhärte und Komfort
- Kombination aus Laufruhe und Direktheit
Flops
- bleibt am Berg hinter unseren Erwartungen zurück
- klappernde SRAM-Schalthebel
- kein Powermeter verbaut
Mehr Informationen findet ihr unter bmc-switzerland.com
Das Testfeld
Einen Überblick über diesen Vergleichstest erhaltet ihr hier: Das beste Race-Bike 2021 – 5 Highend-Modelle im Test
Alle Bikes im Test: BMC Teammachine SLR01 ONE | SCOTT Addict RC Pro (Zum Test) | Specialized S-Works Tarmac SL7 (Zum Test) | Trek Émonda SLR 9 eTap (Zum Test) | Wilier Filante SLR Astana-Premier Tech Team Edition (Zum Test)
Hier wird Strecke gemacht und über lange Zeit ein hohes Tempo angeschlagen. Alles was topfeben ist oder sich zwischen super kurz, aber knackig steil und etwas länger, aber nur wenige Höhenmeter bewegt, fällt in diese Kategorie. Wer hier schnell sein will, braucht ein Bike, das vor allem mit einer ausgezeichneten Aerodynamik und höchster Effizienz überzeugen kann – denn ab 15 km/h in der Ebene ist der Luftwiderstand die größte Kraft, die zu überwinden ist. Gewicht tritt hingegen in den Hintergrund, da weder ständig neu beschleunigt wird noch gegen die Erdanziehung gekämpft werden muss. Die beste Aerodynamik des Bikes bringt jedoch nichts, wenn der Fahrer alles zunichtemacht und für viel Luftwiderstand sorgt – schließlich ist er für 75 % des gesamten Luftwiderstands verantwortlich. Um auf diesem Terrain voll aufzublühen, muss ein Rad deshalb auch bei Ergonomie und Komfort punkten, damit der Fahrer über lange Zeit eine tiefe und aerodynamische Sitzposition halten kann. Neben der Aerodynamik spielen Rollwiderstand, Komfort und Laufruhe eine tragende Rolle. Reifendimensionen und -druck sollten deshalb an den Untergrund angepasst sein, um maximale Geschwindigkeit in der Ebene und auf welligem Terrain zu ermöglichen. Ein nervöses Bike wird euch schneller ermüden lassen, da es ständig Arbeit erfordert, um auf Linie zu bleiben.↩
Je steiler der Berg, desto wichtiger wird das Gewicht des Rads im Verhältnis zur Aerodynamik. Das liegt daran, dass die Geschwindigkeit und damit der Luftwiderstand mit größeren Steigungsprozenten abnimmt, während die Erdanzieung einen umso stärker zurück ins Tal holen will. Steifigkeit an den richtigen Stellen sorgt hier im Zusammenspiel mit einer sinnvoll gewählten Übersetzung für maximale Kletter-Effizienz. Ein gutes Kletter-Bike überzeugt mit geringem Gewicht und einer Übersetzung, die euch eine runde und angenehme Trittfrequenz ermöglicht. Es lässt aber auch die Aerodynamik nicht außer Acht, da meist nach jedem Berg eine Abfahrt wartet – und was bringt die beste Zeit am Berg, wenn der ganze Vorsprung durch schlechte Aerodynamik im Downhill wieder zunichtegemacht wird?↩
Schnell einen Berg hinunter zu fahren, ist die Königsdisziplin und sowohl für Fahrer als auch für Bike die anspruchsvollste Aufgabe. Je steiler und verwinkelter die Abfahrt, desto größer sollten nicht nur die Steuerkünste des Piloten sein, auch die Anforderungen an das Bike selbst steigen in gleichem Maße. Ein gutes Downhill-Bike verbindet Aerodynamik mit einem ausgewogenen Handling. Es sollte dabei agil und gleichzeitig laufruhig sein, um schnelle Richtungswechsel zu beherrschen und bei Highspeed sicher in der Spur zu bleiben. Höchste Präzision ist dabei ebenfalls nötig, um die gewählte Linie zu treffen, ohne nachsteuern zu müssen und dadurch nervöse Momente zu schaffen. Wer schnell fährt, braucht einen guten Anker: Kräftige und gut zu dosierende Bremsen sind die Basis eines jeden guten Downhill-Bikes. Um die Bremskraft auch auf den Boden zu bringen, braucht es Reifen mit gutem Grip – auch für schnelle Kurvenfahrten sind sie unverzichtbar. Für den Grip in Kurven ist neben den Reifen auch der Rahmen selbst verantwortlich. Ist er bretthart, baut sich nur wenig Grip auf oder er bricht bei kleinsten Unebenheiten sofort ab. Eine angemessene Verwindung verhindert dies und sorgt für optimalen Kurvengrip. Doch der Grat ist schmal und allzu schnell wird ein Bike einfach nur schwammig und unpräzise.↩
In diesem Artikel stellen wir unser Bewertungssystem ausführlich vor: Hier klicken! ↩
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Text: Fotos: Valentin Rühl