Die BMC Roadmachine 01 hat schon lange ihre Fangemeinde gefunden. In Issue #005 gab es sogar den hart umkämpften Testsieg auf härtestem Pflaster. Aber was verbirgt sich hinter dem neuen Mitglied der Roadmachine-Familie? Was kann die BMC Roadmachine X? Wir wittern Abenteuerluft und haben getestet.

BMC Roadmachine X | 2.199 €

Bereits in vielen unserer Tests hat sich gezeigt, dass die Ingenieure der Schweizer Edel-Marke BMC verstehen, wie man Bikes baut. Im großen GRAN FONDO Endurance Bike Test 2017 fuhr die BMC Roadmachine 01 One auf den Pflastersteinen der Frühjahrsklassiker den wohl verdienten Testsieg ein. Und die BMC Teammachine SLR 01 Disc ist im ersten 2018 Race-Bike Test nur knapp am Sieg vorbeigeschrammt. Im BMC-Headquarter in Grenchen in der Schweiz ruht man sich aber keinesfalls auf den Lorbeeren aus. Die neue BMC Roadmachine X ist das erste von vielen Neuerungen für die 2019er Modelle.

Was steckt nun hinter dem X? Eine muskelbepackte Version der Roadmachine? Nicht ganz, denn “One for All” beschreibt das neue All-Road Bike wohl besser. Die Roadmachine X ist die Schweizer Antwort auf Abenteuerlust und designed für alle, die nicht dort Halt machen wollen, wo der Asphalt endet: Die Rede ist vom Gravel-Abenteuer, Schotterpisten, Multi-Day-Trips oder einfach dem Weg zur Arbeit.

Schön verarbeitet und im matt schwarzen Stealth-Look fällt erst auf den zweiten Blick auf…
…, dass es sich hier um einen Alurahmen handelt

Der größte Unterschied der Roadmachine X zur reinen Straßenversion fällt erst auf den zweiten Blick auf: der Rahmen ist aus Aluminium. Dank der hochwertigen Fertigung des Rahmens gehören wulstige Alu-Schweißnähte der Vergangenheit an. Und der mattschwarze Stealth look sieht schon extrem sexy aus.

Die Ausstattung des BMC Roadmachine X

Neben dem Rahmenmaterial unterscheidet sich die Roadmachine X von der Straßenmaschine vor allem in der Reifenfreiheit für bis zu 34 mm. Zudem bietet der Rahmen auch State of the Art Steckachsen und Flatmount Bremsaufnahmen.

Gabel Roadmachine X Carbon
Schaltung Sram Rival
Bremsen Sram Rival HRD
Lenker BMC RAB 03
Vorbau BMC RSM 01
Laufräder Mavic Allroad Disc
Reifen WTB Exposure

Reifenfreiheit für bis zu 34 mm …
… klingt nach reichlich All-Road Spaß
Steckachse und Flatmount Bremsaufnahmen sowie 160 mm Bremsscheiben vorne und hinten

Wie der Name schon suggeriert, hat die Roadmachine X aber auch vieles mit der reinen Straßenversion gemeinsam. Hier fällt einem gleich die an die Roadmachine 01 angelehnte Geometrie ins Auge. Die im Vergleich dazu etwas längere Front soll für mehr Kontrolle auf unterschiedlichstem Terrain sorgen und die nur 1 cm längeren Kettenstreben sollen die Spritzigkeit und Wendigkeit garantieren.

Cleaner Look dank interner Kabelführung

Die Kabel verschwinden alle im Rahmen, was zusammen mit dem 1×11 Antrieb für einen super cleanen Look sorgt. Die Roadmachine X kommt mit der SRAM Rival HRD Gruppe, die dank Reibkupplung im Schaltwerk die Kette auf Spannung hält und vor allem auf rauem Untergrund Kettenschläge verhindern soll. Mit dem 40er Kettenblatt und der 10-42–Kassette ist man vor allem für steile und technische Anstiege perfekt gerüstet. Einzig beim Topspeed geht einem dann irgendwann die Luft aus. Die 160 mm Bremsscheiben vorne und hinten versprechen eine gute Bewältigung langer Abfahrten.

Mit der 10-42–Kassette ist man vor allem für steile und technische Anstiege perfekt gerüstet

Dank Anschraubpunkt für den Umwerfer ist die BMC Roadmachine X auch für einen 2-fach Setup gerüstet. Ausgeliefert wird der Allrounder aber mit einer Kettenführung, die zusammen mit dem Narrow-Wide-Kettenblatt dafür sorgen soll, dass die Kette nicht herunterspringt.

Kettenführung oder 2-fach Setup – die Roadmachine X kann beides

TCC Endurance Technology tauft BMC das Compliance-Paket, welches den nötigen Komfort auf rauhem Untergrund bringen soll. Teil des Konzepts sind die gekröpften und tief am Sattelrohr angesetzten Sitzstreben mit dem Ziel, Vibrationen und härteste Schläge zu dämpfen. Eine weitere Komponente ist die eigens entwickelte Carbongabel, die Komfort und Präzision vereinen soll.

Die gekröpften und tief am Sitzrohr angesetzten Sitzstreben sollen den nötigen Komfort für rauen Untergrund bringen

Die gut versteckten Aufnahmen für Gepäckträger und Schutzbleche wird alle Allwetter- und Adventure-Fahrer unter uns freuen. Damit ist die Roadmachine X sicher kein Packesel wie manch anderes Adventure-Bike, bietet aber eine tolle Grundlage für alle Fans des Slogans “Pack light, travel far”.

Anschraubpunkte an Rahmen und Gabel bieten Platz …
… für Schutzbleche und Gepäckträger

Die Roadmachine X kommt mit Mavic Allroad Disc UST Laufradsatz, WTB Exposure 34c Reifen und wird werksmäßig tubeless ausgeliefert.

Werksmäßig tubeless: Mavic Allroad und WTB Exposure 34c

Die Geometrie des BMC Roadmachine X

Größe 47 51 54 56 58 61
Sattelrohr 465 mm 460 mm 533 mm 548 mm 564 mm 600 mm
Oberrohr 532 mm 539 mm 554 mm 564 mm 579 mm 594 mm
Steuerrohr 128 mm 154 mm 172 mm 187 mm 205 mm 228 mm
Lenkwinkel 70,5° 70,5° 71,5° 71,5° 72,0° 72,5°
Sitzwinkel 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5° 73,5°
Kettenstrebe 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm 420 mm
BB Drop 71 mm 71 mm 71 mm 71 mm 71 mm 71 mm
Radstand 998 mm 1007 mm 1016 mm 1024 mm 1034 mm 1044 mm
Reach 376 mm 376 mm 385 mm 391 mm 400 mm 408 mm
Stack 525 mm 550 mm 571 mm 585 mm 604 mm 628 mm

Test

Mit der Eiger-Nordwand im Rücken und der Jungfrau im Blick war die Kleine Scheidegg genau das richtige Terrain, um die Grenzen der BMC Roadmachine X auszutesten. Mit einer durchschnittlichen Steigung von über 10 % und 10,7 km Länge ist der Anstieg von Grindelwald (1.034 m) auf die Kleine Scheidegg (2.061 m) kein Zuckerschlecken. Die steilen Rampen auf dem letzten Schotterabschnitt bringen vor allem den Fahrer an seine Grenzen. Die Aussicht und die quasi autofreie Straße ein Traum für jeden Kletterer.

Der Climb zur Kleinen Scheidegg hat es mit den steilen Gravel-Rampen in sich

Fahrverhalten

Die Roadmachine X klettert flink und ist dank des steifen Alu-Rahmens effizient im Antritt. Die etwas längere Front im Vergleich zur Roadmachine 01 bringt Laufruhe und man rollt auf jeglichem Terrain stabil dahin.

Spurstabil und laufruhig – die Roadmachine X ist ready for All-Road

In der Abfahrt spürt man die Roadmachine-Gene. Die Roadmachine X begeistert durch agiles und sicheres Handling, das sich überhaupt nicht nach All-Road sondern eher nach reinrassigem Roadbike anfühlt. Die sportliche aber dennoch komfortable Sitzposition, gepaart mit Laufruhe und Rennrad-typischem, tiefem Tretlager, macht Spaß und man fühlt sich selbst in den steilsten Passagen jederzeit Herr der Lage.

Trotz Alu-Lenker und -Sattelstütze geht der Komfort vollkommen in Ordnung. Die Kombination aus 34 mm Reifen und dem BMC Compliance Paket mit Carbon-Gabel und Hinterbaukonzept funktioniert und schluckt die größten Schläge auf dem Trail gut weg. Auch wenn die Trail-Abfahrt nicht gerade der typische Einsatzbereich der Roadmachine X ist, hat sie diese dennoch gut gemeistert. Trotzdem heißt es wachsam zu bleiben, denn bei 34 mm Reifen ist nicht ganz so viel Puffer wie bei den grobstolligeren Brüdern.

Trotz Alu-Lenker und -Sattelstütze geht das Maß an Komfort vollkommen in Ordnung

Die SRAM Rival Schaltung funktioniert gut und zuverlässig, lässt aber im Vergleich zu einer SRAM Force an Präzision vermissen. Bereits vielfach von uns bemängelt ist die Form der leicht nach außen stehenden Hoods, die zwar gut mit dem kompakten Lenker harmonieren, aber nicht so richtig nach Ergonomie schreien. Eine Kröpfung nach innen würde hier wesentlich besser zur natürlichen Handposition passen.

Der kompakte Lenker harmoniert gut mit den SRAM Rival Hoods

Im Gegensatz zum steilen Anstieg, bei dem die Bremsen wohl unberührt bleiben, ist die steile Abfahrt über Wengen nach Lauterbrunnen der ultimative Test für die Bremsperformance. Mit teilweise über 30 % Gefälle stürzen wir uns die Abfahrt herunter, wir fühlen uns dank gut zu dosierender Bremsen mit gutem Druckpunkt stets sicher. Im Vergleich zur SRAM Force vermisst man etwas Präzision, bekommt aber trotzdem eine solide Bremsperformance. Und nachdem wir auf einer Strecke von 12 km über 1.200 Höhenmeter sicher und kontrolliert vernichtet haben, geht auch die Anlassfarbe an den Bremsscheiben in Ordnung.

Die Abfahrt mit 1.200 hm auf 12 km Distanz hinterlässt ihre Spuren, aber die Performance stimmt

Die Kombination aus tubeless Mavic Allroad Laufradsatz und WTB Exposure 34c Reifen funktioniert einwandfrei, sowohl auf der Straße als auch auf Schotter und den Trails der Schweizer Alpen. Lediglich auf den nassen, mit Schmelzwasser getränkten Gravel-Rampen wird es etwas rutschig. Doch nehmen wir das für die gute Performance auf der Straße gerne in Kauf. Wie in unserem Gravelbike-Test bereits beschrieben, ist die Wahl des Reifendrucks dabei aber essentiell: niedrig genug für ausreichend Grip und Komfort, aber hoch genug um ein schwammiges Gefühl auf der Straße zu vermeiden. Der Sweet-Spot macht’s!

Der WTB Exposure 34c bietet einen tollen Kompromiss für Straße und Gravel

Fazit

Mit der BMC Roadmachine X schaffen die Schweizer das Spagat zwischen All-Road Spaß und Rennrad-Performance. Für 2.199 € bekommt man ein stimmiges Gesamtpaket mit reichlich Spaß und einem breiten Einsatzgebiet. Einziger Nachteil: Den Fans der großvolumigen Reifen wird das Limit von 34 mm nicht ganz gefallen. Dank sicherem Handling On- und Off-Road sowie cleveren Details wie Anschraubpunkte für Gepäckträger und Schutzbleche sollte man die Roadmachine X beim nächsten Adventure-Bike-Kauf definitiv in Betracht ziehen.

Stärken

– Super agil und spritzig im Antritt
– Tolle Performance On- and Off-Road
– Anschraubpunkte für Schutzbleche und Gepäckträger
– Günstiger Preis

Schwächen

– Maximal 34C Reifen
– Durchschnittliche Schaltperformance

Mehr Informationen findet ihr unter bmc-switzerland.com


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Text: Fotos: Manuel Buck, BMC PM