Carbon- und Aerolaufräder: Der Upgrade-Traum vieler Roadies, doch was bleibt nach Abzug der Marketingversprechen übrig? Wir haben elf der spannendsten und angesagtesten Modelle sowohl im Windkanal als auch im Fahrtest gegeneinander antreten lassen und sagen euch, auf was es beim Laufradkauf wirklich ankommt.
Tiefe Carbonlaufräder am neuen Rennrad – und dank perfekter Felgen- und Reifenkombination auch noch schneller? Kaum ein anderes Update verspricht so viel wie ein Satz begehrter Laufräder. Doch auch keine anderen Komponenten kosten so viel. Die Entscheidung zum Kauf der knapp 7.000 € teuren Lightweight Obermayer EVO treffen wohl die wenigsten von uns mal nebenbei. Doch auch die „preiswerteren” Modelle um die 2.000 bis 3.000 € sind keine Schnäppchen, bei einem durchschnittlichen Preis von 3.194 € aber breit gesät.
Welcher Laufradsatz ist also der richtige und wie groß sind die Unterschiede? Ist teuer auch immer besser? Wir hatten die elf spannendsten und einzigartigsten Modelle im Laufrad-Test, waren auf der lokalen Feierabendrunde und fernen Anstiegen unterwegs und haben die Räder auf Herz und Nieren getestet. Doch gerade bei dem Performance-Upgrade schlechthin sind Zahlen und Fakten ebenso wichtig. Und so waren wir mit den Rädern im neuesten Windkanal Deutschlands und sagen euch, welches das schnellste Modell ist.
Das Testfeld im Laufrad-Test
Im Laufrad-Test sind alle großen und wichtigen Hersteller vertreten. Von Carbon-Pionieren wie Lightweight, absoluten Klassikern wie Mavic und DT Swiss über etablierte Hausmarken der großen Bike-Hersteller zu den neuesten Playern in der Laufradwelt. Doch das ist nicht nur ein klassischer Performance-Vergleich. Treu dem GRAN FONDO Motto haben wir die begehrtesten und vielversprechendsten sowie Mythen-umrankte Laufräder am Start. Bei uns messen sich Weightweenie-Träume mit Performance-Monstern, 60-mm-Aero-Felgen mit Allround-Endurance-Laufrädern und Allrounder mit Spezialisten. Das heißt, wir vereinen die begehrtesten und bekanntesten Laufräder mit Performance-Anspruch. Doch auch da brauchen wir einige Hardfacts zur richtigen Auswahl.
Und welche Kennzahl ist für Dropbar-Bikes wichtiger als die Felgentiefe? Wir testen Laufräder im „Allround”-Segment, heißt: Räder mit Aero-Anspruch, aber ohne das Gewicht zu vernachlässigen. In diesen Bereich fallen Laufräder, die sowohl auf schnellen, flachen Strecken als auch in den Bergen die richtige Wahl sind. Also keine 80-mm-Carbon-Bomber oder extreme Kletter-Spezialisten. Für den Laufrad-Test beschränken wir uns daher auf Räder mit 45 mm bis knapp über 60 mm Felgentiefe.
Weil alle getesteten Wheels für moderne Reifen, ob tubeless oder nicht, geeignet sein sollen, achten wir auf modern gewählte Felgenbreiten und Maulweiten. Zugegeben, das ist nicht bei allen Exemplaren gelungen, doch wer kann schon den Test der Lightweight Obermayer EVO ausschlagen?
Ebenfalls zur Felge gesellt sich das aktuell heiß diskutierte Hookless-Thema. In unserem Testfeld sind hakenlose sowie klassisch behakte Modelle vertreten. Und – Achtung Spoiler – einige der Hookless-Modelle sind ganz vorn mit dabei. Für geballtes Know-how und die besten Argumente zur Hookless-Diskussion haben wir mit den führenden Verfechtern und Kritikern der hakenlosen Felgen gesprochen.
Und so ergibt sich ein spannendes und gleichzeitig polarisierendes Testfeld. Wir haben die leichtesten und schnellsten Allrounder und die angesagtesten Modelle im Laufrad-Test. Und auch beim Preis zeigt sich die Diversität, zugegeben: Wirkliche Schnäppchen sind nicht vertreten. Doch bei dem schwindelerregenden Preis der Lightweight Obermayer EVO von knapp 7.000 € fällt es doch um einiges leichter, 2.000 € für hochwertige Carbon-Laufräder zu rechtfertigen.
Hersteller | Modell | Preis | Maulweite in mm vorne/hinten | Felgenbreite in mm vorne/hinten | Felgentiefe in mm vorne/hinten | Gewicht mit Freilauf in g |
---|---|---|---|---|---|---|
Bontrager | Aeolus RSL 51 TLR | 2.599,98 € | 24/24 | 31/31 | 52/52 | 1425 |
CADEX | 50 Ultra | 2.799,80 € | 22/22 | 30/30 | 50/50 | 1315 |
DT Swiss | ERC 1100 DICUT DB 45 | 2.500 € | 22/22 | 28,5/28,5 | 45/45 | 1465 |
HUNT | SUB50 | 2.789 € | 23/23 | 34/30 | 50/50 | 1365 |
Lightweight | Obermayer EVO | 6.990 € | 18/18 | 19/19 | 48/48 | 1275 |
Mavic | Cosmic SLR 45 Disc | 2.249 € | 19,8/19,8 | 28/28 | 46/46 | 1419 |
Reserve | 52|63 | 2.299 € | 26/25 | 35/34 | 52/63 | 1455 |
Roval | Rapide CLX II | 2.700 € | 21/21 | 35/30,5 | 51/60 | 1485 |
Syncros | Capital SL Aero 60mm | 4.198 € | 23/25 | 31/33 | 60/60 | 1295 |
Vision | Metron 60 SL Disc | 2.209 € | 21/21 | 32,5/32,5 | 61/61 | 1614 |
Zipp | 454 NSW | 3.798 € | 23,5/23,5 | 27,8/27,8 | 53 – 58/53 – 58 | 1415 |
Laufrad-Test: Wie haben wir getestet
Laufräder sind mehr als eins von vielen Anbauteilen am Bike, nicht einfach ein neuer Lenker mit besserer Aerodynamik oder ein (noch) schnelleres Keramiklager. Laufräder bestimmen das Fahrgefühl und Feeling des Bikes wie kein anderes Bauteil am Rad. Und daher findet unser Test nicht nur im Windkanal statt. Wir haben die Räder in unserem Alltag und im Back-to-back-Test gefahren, Tubeless-Reifen montiert, bis die Hände blutig waren und so viele Kassetten umgeschraubt, dass wir Formel-1-Teams im Boxenstopp Konkurrenz machen könnten.
Fahrtest
Um die Unterschiede im Handling und Fahrgefühl bestimmen zu können, haben wir unter einer Vielzahl an Bedingungen getestet, waren in Südschweden auf der Suche nach den windigsten Crosswind-Passagen, haben in der Provence den Mont Ventoux erklommen und um unser Office herum den heimischen Schwarzwald unsicher gemacht. Dabei haben wir Testeindrücke auf steilen Rampen, Rolling Hills und stürmischen Flachland-Strecken, Asphalt-Flickenteppichen und frisch geteerten Straßen sowie den schönsten und schnellsten Abfahrten für unseren Laufrad-Test gesammelt.
Im Back-to-back-Testing haben wir innerhalb kurzer Zeit alle Laufräder mit gleicher Bereifung, auf gleicher Strecke und mit vergleichbaren Wetterbedingungen getestet. Dabei waren alle Laufräder mit Contis GP5000 S TR in 28C und tubeless ausgestattet. Der Reifendruck wurde je nach Fahrergewicht und tatsächlicher, gemessener Reifenbreite gewählt, um den Druck als Unbekannte herauszurechnen.
Unser Hauptaugenmerk im Laufrad-Test lag unter anderem auf folgenden Testkriterien:
Compliance
Die Compliance der Räder entscheidet viel über den tatsächlichen Einsatzbereich. Allrounder und auf Endurance ausgerichtete Laufräder bieten tendenziell mehr Compliance als pure Racing-Räder und sind somit komfortabler.
Steifigkeit
Ja, Steifigkeit ist nicht gleich Compliance. Ein steifes Laufrad bedeutet vor allem ein reaktives und agiles Rad, das auf Lenkimpulse und Antritte flink reagiert und den Input direkt umsetzt. Hier wird das ganze System getestet – Naben, Speichen und Felgen müssen zusammenarbeiten und richtig ausgelegt sein.
Fahrsicherheit
Eine Kombination aus Compliance und Steifigkeit, die aber auch stark von individuellen Präferenzen abhängt. Denn je steifer ein Rad desto präziser, aber eben auch unverzeihender fährt sich das Bike. Generell gilt: Für Ungeübte kann ein verzeihendes Fahrverhalten mehr Sicherheit geben.
Aerodynamik
Ja, auch im Fahrtest lässt sich die Aerodynamik beurteilen, natürlich nicht so präzise und objektiv wie im Windkanal, doch gerade der Segeleffekt lässt sich unter Realbedingungen gut einschätzen.
Anfälligkeit für Seitenwind
Je tiefer die Felgen werden, desto höher ist die Anfälligkeit bei Seitenwind? So zumindest die Faustformel, doch einige Laufräder haben spezielle Features, um dem entgegenzuwirken. Dazu kommt, dass wenn Laufräder schwerer zu kontrollieren sind, das Radfahren keinen Spaß macht.
High Speed
Wie gut halten die Laufräder die Geschwindigkeit und wie einfach lässt sich bei hoher Geschwindigkeit beschleunigen?
Kletterfähigkeit
Allround soll auch klettern können, daher wurde jedes Laufrad ausgiebig am Berg getestet. Hier beeinflusst vor allem das Gewicht, wie leichtfüßig sich die Räder beschleunigen lassen.
Windkanal
Wir waren mit den Laufrädern in Deutschlands neuestem radsport-spezifischen Windkanal. THE AEROW aus Bad Wörishofen und die Spezialisten von HYCYS haben sich ganz dem Sport verschrieben und standen uns für den Test zur Seite. Im erst Anfang 2024 eröffneten Windkanal konnten wir unsere Laufräder testen.
Getestet wurden dabei alle Laufräder im Bike bei 45 km/h Windgeschwindigkeit und mit angetriebenen Rädern. Ein aktuelles Canyon Ultimate CFR dient uns als Benchmark für moderne Racebikes. Alle Laufräder wurden mit Continental GP 5000 S TR Reifen in 28 mm Breite und Schläuchen für einen schnelleren Umbau getestet. Der Reifendruck im Test lag bei 5 bar. Insgesamt haben wir 21 Messpunkte bei -20° bis +20° Gierwinkel ermittelt.
Testergebnisse
Zugegeben, vor dem Test hätten wir nicht gedacht, so große Unterschiede zwischen den Laufrädern zu finden. Doch schon während der ersten Meter stellte sich heraus, es gibt zwar Ähnlichkeiten, doch kein Laufrad gleicht dem anderen. Und so zeigen sich auch im Fahrtest unterschiedlichste Charaktere. So kristallisieren sich beispielsweise die sehr leichten Lightweight Obermayer EVO als absolute Kletter-Freunde heraus. Dank der extrem steifen und leichten Bauweise machen die Räder besonders am Berg absolut Spaß. Kein anderes Laufrad kann da mithalten. Oder das DT Swiss ERC 1100, ein unglaublich ausgeglichenes Laufrad ohne Zicken oder unerwartetem Verhalten. In jeder Situation machen die Räder exakt was man will und braucht. Perfekt für Endurance oder entspannte Touren, aber nichts für ultimative Performance oder Nervenkitzel auf der Abfahrt.
Auch Carbonspeichen, wie sie an den Rädern der 50-mm-Gang HUNT und CADEX verbaut sind, ergeben ein einzigartiges Fahrgefühl. Durch die hohe Zugfestigkeit der Speichen lässt sich ein steifes Laufrad bauen. Gepaart mit einer modernen Felgengeometrie und einer sehr guten Aero-Performance ergeben sich Laufräder, die für jedes Kriterium gemacht sind.
Aero Testing
Doch wie steht es um die Daten aus dem Windkanal? Hier zeigt sich, wie schnell die Räder wirklich sind und ob die hochlobenden Marketing-Versprechen der Realität entsprechen. Hierfür sind für uns vor allem zwei Kennzahlen besonders wichtig.
Erstens: Der Wert der aerodynamischen Belastung, hier angegeben mit Cx*A (aus dem Englischen als CdA-Wert bekannt), gibt an, wie viel Luftwiderstand ein Objekt hat. In unserem Fall bezieht sich dieser Wert auf das Gesamtsystem Fahrrad. Da das Canyon Ultimate CFR, in dem die Laufräder verbaut werden, jedes Mal dasselbe ist, vergleichen wir lediglich die Unterschiede zwischen den Laufrädern. Absolut gesehen, sind die Werte zwar interessant, stellen aber keine Vergleichbarkeit zu anderen Tests her.
Zweitens: Die im Radsport beliebte Kennzahl Watt. Aufgrund der Cx*A-Werte berechnen wir die benötigte Leistung, um das System bei einer Geschwindigkeit von 45 km/h zu bewegen.
Beide Werte stellen über die gemessenen Gierwinkel gemittelt eine Vergleichbarkeit zwischen den Laufrädern dar. Das vernachlässigt zwar die individuelle Auslegung und Priorisierung einzelner Bereiche, gibt aber einen guten Anhaltspunkt über die tatsächliche Performance.
Außerdem ist der Gierwinkel, aus dem Englischen als Yaw Angle bekannter Anströmwinkel, relevant. Dieser bezeichnet den Winkel, aus dem der Luftstrom auf das zu messende Objekt trifft, in unserem Fall das Bike mit den Testlaufrädern. Welche Winkel in der Realität tatsächlich relevant sind, hängt von vielen Faktoren ab und sorgt selbst unter Experten für viel Diskussion. Klar ist aber, je schneller ihr fahrt, desto flacher wird der Winkel. Für unseren Test messen wir zwischen +/- 20°, mit Messpunkten alle 2,5°. Das gibt uns einen Überblick über alle relevanten Winkel sowie die nötige Auflösung für die Interpretation der Werte.
Zu sehen sind die gemessenen Gierwinkel auf der y-Achse und die gemessenen Cx*A-Werte auf der x-Achse. Dadurch ergibt sich ein Verlauf der Aero-Leistung über die gemessenen Winkel hinweg. Generell gilt: Je geringer der gemessene Cx*A-Wert ist, desto besser funktioniert die Aerodynamik und desto weniger Watt sind nötig, um die Kombination aus Rad und Testlaufrädern auf 45 km/h zu halten.
Hersteller | Modell | Average Cx*A | Average Power in Watt |
---|---|---|---|
Bontrager | Aeolus RSL 51 TLR | 0,084 | 93,9 |
CADEX | 50 Ultra | 0,0853 | 95,34 |
DT Swiss | ERC 1100 DICUT DB 45 | 0,0854 | 95,48 |
HUNT | SUB50 | 0,0853 | 95,43 |
Lightweight | Obermayer EVO | 0,0904 | 101,08 |
Mavic | Cosmic SLR 45 Disc | 0,0871 | 97,4 |
Reserve | 52|63 | 0,0829 | 92,79 |
Roval | Rapide CLX II | 0,0833 | 93,17 |
Syncros | Capital SL Aero 60mm | 0,0822 | 91,89 |
Vision | Metron 60 SL Disc | 0,0838 | 93 |
Zipp | 454 NSW | 0,086 | 96,2 |
Schon mal vorweg: Alle Laufräder im Test funktionieren hinsichtlich der Aerodynamik. Zum Vergleich hatten wir ein Einsteiger-Alu-Laufrad im Windkanal, und im Schnitt lagen die Performance-Laufräder über 12 Watt weiter vorn. Doch auch unter den Laufrädern gibt es klare Unterschiede. So lassen sich die Laufräder vor allem nach der Felgentiefe ordnen.
Räder mit geringer Felgentiefe wie Mavic und Lightweight schneiden tendenziell am schlechtesten ab. Für eine Überraschung sorgen allerdings die DT Swiss ERC, denn trotz 45 mm Felgenhöhe liegt die Performance gleichauf wie die Konkurrenz von HUNT und CADEX mit 50 mm Felgenhöhe und tiefen Carbonspeichen.
Laufräder mit gemischten Tiefen liegen knapp darüber. Roval und Reserve setzen an Front und Heck auf verschieden profilierte Felgen mit unterschiedlicher Tiefe. Dabei ist der Gedanke, die Anfälligkeit für Seitenwind an der sensiblen Front zu minimieren und mit einem tiefen Hinterrad für gesteigerte Effizienz und einen höheren Segeleffekt zu sorgen. Und der Gedanke scheint aufzugehen, denn trotz flacherem Vorderrad performen sowohl Roval als auch Reserve besser als die 60 mm tiefen Vision Metron SL. Lediglich der Syncros Creston SL Aero kann alle anderen schlagen und liegt mit knapp einem Watt Vorsprung auf Platz eins.
Eine weitere Überraschung ist die sehr gute Performance der Bontrager Aeolus RSL 51 TLR. Denn trotz etwas veraltet wirkender Felgengeometrie funktioniert die Aerodynamik weit besser als bei der Konkurrenz mit gleicher Felgenhöhe. Beachtet man den Verzicht auf tiefe Messerspeichen, wird das Ergebnis umso beachtlicher. Vermutlich erkauft sich das Bontrager-Entwicklungsteam durch eine vergleichsweise schmale Felge und eine daraus resultierende kleinere Stirnfläche, also durch schmalere Felgen und Reifen, viel Performance bei niedrigen Gierwinkeln. Gerade hier liegen sie sogar fast gleichauf mit dem Testsieger von Syncros.
Laufrad-Testsieger: Syncros Capital SL Aero
Der Laufrad-Testsieger Syncros Capital SL Aero kann auf ganzer Linie überzeugen. Als modernstes Laufrad mit One-Piece-Konstruktion, innovativen Aero-Reifen und 60 mm Felgen erfüllt es sämtliche Punkte auf unserer Wunschliste mit Bravour. Dazu kommen das geringe Gewicht und ein perfekt ausbalanciertes Fahrgefühl. Ja, die Laufräder sind für Racing gebaut und wollen schnell bewegt werden, und das macht eine herausragende Performance auch umso leichter. Mit einem erstklassigen Fahrgefühl und ausgewogenen Verhältnis aus Compliance und Steifigkeit kombiniert mit der besten Aero-Performance im Testfeld sind die Syncros Capital SL Aero zurecht der verdiente Testsieger in unserem großen Laufrad-Test.
Laufrad-Kauftipp: Reserve 52|63
Die Reserve 52|63-Laufräder sind die unangefochtenen Sieger der Herzen. Mit klassischer behakter Felgenkonstruktion, überraschend starker Aero-Performance und einem vielseitigen Fahrgefühl bestechen die Räder durch verlässliche und ausgewogene Leistung in fast jeder Situation. Auch das Gewicht von 1.455 g, zwar etwas schwerer als der Schnitt im Laufrad-Vergleichstest, ist für Räder mit solch hohen Felgentiefen auf einem sehr guten Niveau. Dazu macht der sehr gute und absolut gerechtfertigte Preis von knapp über 2.000 € die Reserve zum Kauftipp für alle Performance-Hungrige und „preisbewusste” Laufrad-Liebhaber.
Erkenntnisse
Nach all dem Sichten von Daten und dem Besprechen von Testeindrücken haben sich einige Erkenntnisse besonders herauskristallisiert. Ein paar Punkte und Features haben uns dabei nachträglich überrascht oder die Augen geöffnet. Dazu gesellen sich auch einige Dinge, die wir an unseren nächsten Laufrädern nicht missen wollen. Diese Erkenntnisse haben wir hier für euch zusammengefasst.
Carbonspeichen
Carbonspeichen machen ein steifes Laufrad, was wiederum ein reaktives und agiles Rad bedeutet, meist geht das aber auf Kosten der Compliance. Für Racing und das letzte bisschen Performance zwar die richtige Wahl, doch für die entspannte Wochenendtour etwas zu hart. Aber selbst mit breiten Reifen bekommt man einfach und schnell mehr Compliance ans Bike.
Ungebohrtes Felgenbett
Geht die Tubeless-Montage noch einfacher? Ein ungebohrtes Felgenbett, wie es Syncros, Lightweight und Mavic bieten, macht selbst den größten Tubeless-Skeptikern richtig Spaß. Ventil rein und schon ist die Felge ready, kein Tape und keine schleichenden Platten. Bitte mehr davon!
Mit Segel auf große Fahrt
Ja, den Segeleffekt, den gibt’s auch im Radsport, und dieser macht richtig was aus. Kurz gesagt gilt: je tiefer die Felge und je mehr Fläche durch breite Speichen, desto mehr Angriffsfläche für den Wind. Heißt auch, wenn dieser richtig steht, bekommt ihr einen extra Push, und das (fast) ganz umsonst.
Die Reifenbreite machts
Die viel diskutierte Reifenbreite ist auch hier Thema und obwohl schmale Reifen im Windkanal schneller waren, sagen wir: breiter ist besser, und schneller! Breitere Reifen bieten dank geringerem Druck mehr Grip und Compliance, das schont auf der großen Fahrt und macht einfach mehr Spaß. Dazu kommt, dass einige Laufräder extra für breite Reifen ausgelegt wurden und gerade in dieser Kombi erst richtig gut funktionieren.
HOOKLESS
Ja, hookless ist und bleibt vorerst ein Streitthema. Im Laufrad-Test hatten wir allerdings keine Probleme, ganz im Gegenteil: Die hakenlosen Räder funktionieren problemlos und teils besser als die behakte Konkurrenz. Klar ist aber auch, Einschränkungen bei der Reifenwahl und Druck machen die Thematik kompliziert.
KERAMIK-Lager
Keramiklager versprechen maximale Effizienz und eine bessere Haltbarkeit, in unserem Fahrtest haben wir davon allerdings nichts gemerkt. Betrachtet man jedoch die Preise einiger Laufräder, sind Keramiklager ein Muss.
Garantie und Crash Replacement
Praktisch alle Hersteller bieten eine Garantieverlängerung sowie ein Crash Replacement über die gesetzlichen Ansprüche hinaus. Doch Augen auf bei den Details. Einige Hersteller sind hier sehr konservativ. Gerade im Vergleich mit dem H_CARE-Versprechen von HUNT können die meisten nicht mithalten.
Menschlicher Windkanal
Auch kleine Unterschiede in der Effizienz lassen sich im Back-to-back-Test herausfahren. Wir waren überrascht, wie nah die Daten aus dem Windkanal am gefühlten Testeindruck der Testcrew lagen.
Laufräder sind teuer
Ja, richtig: Gute Laufräder sind teuer. Auch der Preis von über 4.000 € für den Laufrad-Testsieger ist wohl außerhalb des Budgets der meisten von uns. Schade, denn im Gegensatz zu einigen anderen Laufrädern ist der hohe Preis hier absolut gerechtfertigt.
Fazit
Zwischen den Testkandidaten gab es große Unterschiede, bei einem war sich die Testcrew aber direkt einig: Die Syncros Capital SL Aero sind der verdiente Testsieger. Doch auch die restlichen Kandidaten haben es in sich. Mit so vielen cleveren Features und eigenen Ansätzen hatten wir schon lange keinen so spannenden Vergleichstest mehr. Auch die durchweg gute Performance spricht für sich und beruhigt angesichts der teils sehr hohen Preise. Gut zu wissen, denn wer auf der Suche nach einem neuen Laufrad ist, hat die Qual der Wahl.
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Text: Calvin Zajac Fotos: Jan Richter