Farblos, äußerst reaktionsträge und einatomig – die Beschreibung des chemischen Elements Krypton ist alles andere als aufregend. Und trifft leider auch auf das gleichnamige Rennrad der Kanadier zu. Dabei verspricht der Hersteller mit dem Argon 18 Krypton XROAD auf der Website ein All-Terrain-Bike, das auf Schotterstrecken genauso viel Leidenschaft entfachen soll wie beim Cruisen bergauf oder bergab.

Argon 18 Krypton XROAD | 9.14 kg | 2.999 €
Argon 18 Krypton XROAD | 9.14 kg | 2.999 €

Doch die Realität beim XROAD ist eine ganz andere, Leidenschaft versprüht dieses Rad wenig: „Dieses Bike lebt überhaupt nicht“, schrieb einer unserer Tester ins Protokoll. Leiden statt Leidenschaft überdies: Der Rahmen bietet kaum Komfort. Auf Nachfrage beim Hersteller stellte sich heraus, dass das Argon 18 Krypton XROAD ursprünglich als Gravel-Racebike für die USA konzipiert wurde und in anderen Märkten dann als All-Terrain-Bike adoptiert wurde. Auf ruppigem Untergrund bleibt das Argon 18 hart und steif und erinnert damit stark an eine reinrassige Rennmaschine, auch wenn die Sitzposition recht aufrecht ausfällt.

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Beim ersten Berg aber ist es auch mit dem Renngalopp vorbei, denn das sehr schwerfällige Rad mag mit seinen 9,14 kg weder Anstiege noch Sprints. In der Abfahrt besticht das Krypton XROAD immerhin mit solidem und laufruhigem Handling und sorgt für ein gutes Sicherheitsgefühl. Das massive 3D-System am Steuerrohr soll als Ersatz von Spacertürmen für mehr Steifigkeit sorgen und großen Spielraum für die Einstellung der Cockpithöhe lassen. Prinzipiell ist das ein guter Ansatz, allerdings müsste am Krypton das Steuerrohr länger sein, um von dem Feature zu profitieren. Andernfalls endet es wie bei uns: Das 3D-System in Kombination mit Spacern ist optisch kaum ertragbar.

Günstig & gut: Die Shimano 105 spart Geld – die Funktion leidet aber kaum darunter.
Günstig & gut: Die Shimano 105 spart Geld – die Funktion leidet aber kaum darunter.
Billig: Der Mavic Aksium Laufradsatz ist mit Abstand der schwerste im Test und verfügt noch dazu über nicht mehr zeitgemäße Schnellspanner.
Billig: Der Mavic Aksium Laufradsatz ist mit Abstand der schwerste im Test und verfügt noch dazu über nicht mehr zeitgemäße Schnellspanner.
Unschön: Anstelle eines längeren Steuerrohres setzt Argon auf das 3D Head Tube System. Die Folgen: ein hässlicher Spacer-Turm, aber die Option eine tiefere Cockpit-Position zu realisieren.
Unschön: Anstelle eines längeren Steuerrohres setzt Argon auf das 3D Head Tube System. Die Folgen: ein hässlicher Spacer-Turm, aber die Option eine tiefere Cockpit-Position zu realisieren.

Spezifikationen des Argon 18 Krypton XROAD Disc

Schaltung: Shimano 105 | 52/35, 11 – 28
Laufradsatz: Mavic Aksium
Bremsen: Shimano BR-RS785
Reifen: Continental Sport Contact 32C
Gewicht: 9,14 kg
Preis: 2.999 €
Mehr Infos: argon18bike.com

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Auch wenn wir es gerne auf die Ausstattung schieben würden, beim Krypton liegt das Problem tiefer. Schließlich funktioniert die günstige 105er-Gruppe tadellos und auch die Deda-Komponenten sind solide. Ein Blick auf die billigen Mavic Aksium-Laufräder mit Continental Contact-Sportreifen in 32 mm Breite und den nicht mehr zeitgemäßen Schnellspannern zeigt zudem schonungslos, dass das Preis-Leistungs-Verhältnis hier weit hinter dem eigenen Anspruch zurückbleibt. Schade eigentlich, denn die innovative Marke aus Montreal ist für ihre High-End-Bikes im Triathlon und Rennsport bekannt. Das Krypton XROAD ist seit 2015 auf dem Markt und kann (fahr-)technisch leider nicht mit der Konkurrenz mithalten – bloße Discs und voluminöse 32-mm-Reifen reichen für einen modernen Allrounder nicht mehr aus.

Fazit:

Mit dem Argon 18 Krypton XROAD zeigen die Kanadier einige gute Ansätze, insbesondere wenn man die Gravel-Racing-Ausrichtung bedenkt. Dennoch können diese nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bei diesem Bike an vielen Details mangelt: Das XROAD ist zu schwer, für den Preis zu schlecht ausgestattet, technisch nicht auf der Höhe der Zeit, zu unkomfortabel und, vielleicht das Schlimmste, absolut keine Spaßmaschine.

Stärken

  • solide und laufruhige Fahreigenschaften bergab

Schwächen

  • nicht mehr zeitgemäßes Konzept
  • schwer
  • geringer Komfort

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad für die Alpen? 7 Bikes im Vergleich

Alle Bikes im Test: Trek Domane SLR 7 | Specialized Roubaix SL4 Pro Disc Race UDi2 | Merida Scultura Disc 6000 | Giant Defy Advanced Pro 0 | Cervélo C3 SRAM Force 1X | Canyon Endurace CF SLX

Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #002. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)


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Text: Thomas Seidelmann, Robin Schmitt Fotos: Klaus Kneist, Noah Haxel, Robin Schmitt, Julian Mittelstädt (Postproduktion)