Ausgabe #013 Test

Die Apple Watch im Test – Next Level Connectivity?

Navigieren, bezahlen, trainieren und im Notfall telefonieren – und all das mit nur einem Gerät, das kleiner und leichter ist als die meisten GPS-Fahrradcomputer! Wir haben die Apple Watch drei Monate lang getestet und herausgefunden, ob sie tatsächlich alles kann.

Sie ist elegant, hoch funktional, perfekt verarbeitet und für alle Widrigkeiten gewappnet: Auf den ersten Blick wirkt die Apple Watch wie der Heilige Gral der smarten Outdoor-Produkte. Die neueste Generation ist nicht nur wasserdicht bis 50 m und hat wahlweise ein Gehäuse aus 100 % recyceltem Aluminium, Edelstahl-Titan oder Keramik in Kombination mit dem kratzresistenten Glas auf der Ober- und Unterseite. Sie verfügt auch über die wichtigsten Ortungsdienste, einen Kompass, einen barometrischen Höhenmesser, diverse Sensoren für Herzfrequenzen und einen Beschleunigungssensor, um Stürze festzustellen, damit im Notfall ein Notruf abgesetzt werden kann.

Ein weiteres Sicherheits-Feature ist das Always-On-Display, das seit der fünften Generation der Apple Watch erhältlich ist. Es hat den entscheidenden Vorteil, dass man seine Hand nicht mehr vom Lenker nehmen muss, um die Uhrzeit, Navigationshinweise oder Trainingsziele zu sehen. Außerdem kommt die Apple Watch mit den wichtigsten Verbindungstechnologien wie Bluetooth 5.0, WLAN, GPS und je nach Wahl auch mit einer eingebauten elektronischen SIM-Karte, die mit dem Mobilfunkanbieter des Vertrauens in Gang gesetzt werden kann.

Elegant und funktional
Die Smart Watch weiß sowohl Ästhetikern als auch Outdoor-Enthusiasten zu gefallen.

Die Apple Watch im Test

Das Auspacken und Installieren passiert Apple-typisch simpel und innerhalb weniger Minuten. Schnell sind auch alle Watch-kompatiblen Apps wie Komoot, Strava und Spotify auf der Uhr. Anlegen und … autsch. Das Fluorelastomer-Sportarmband der Nike+ Edition klemmt schnell die Haare am Arm ein. Sobald die Watch allerdings sitzt, wächst man innerlich gleich zehn Zentimeter – so wie man sich eben fühlt, wenn man etwas Neues, Schickes und sehr Teures trägt. Mit 580 € schlägt unsere 44 mm große, vollvernetzte Apple Watch in „Space-Grey“ zu Buche.

Rauf aufs Rad und los geht’s! Fragen wie „Wohin mit dem Handy?“ stellen sich mit der Cellular-Version mit SIM-Karte nicht, da die Apple-Watch alles im Griff hat. Ganz egal ob Anrufe über das interne Mikro und die Lautsprecher, Nachrichten per Spracheingabe oder ein kurzer Wetter-Check – absolut kein Problem! Auch das Portemonnaie kann zu Hause liegen bleiben, da man bequem im Supermarkt oder beim Lieblingsitaliener mit Apple Pay bezahlen kann. Wir empfehlen dennoch, immer einen kleinen Schein in der Tasche zu haben, da noch nicht jedes Restaurant oder jede Einkaufsmöglichkeit über Apple-Pay-fähige Geräte verfügt.

Kennt alles
Der Herzfrequenzmesser überwacht zuverlässig deine Herzaktivitäten.

Die Fitness-App zeigt im Training oder auf der Radtour die wichtigsten Informationen an, die sich mit dem iPhone sortieren und austauschen lassen. Wir hatten Fahrzeit, Herzfrequenz, Durchschnittstempo, Höhenmeter und Strecke als Hauptdaten aktiviert. Besonders attraktiv für Triathleten ist die Möglichkeit, alle drei Disziplinen mit nur einem Gerät tracken zu können, da auch Schwimmen problemlos möglich ist. Wir hatten weder beim Schwimmen noch beim Händewaschen im Fluss oder bei schweißtreibenden Anstiegen Probleme mit der Wasserresistenz der Uhr.

Abgedichtet
Schwitzen und schwimmen sind mit der Apple Watch kein Problem!

Die Batterielaufzeit ist von Apple mit 18 h angegeben. Bei hoher Nutzung sind wir auf jeden Fall über einen Tag gekommen. Wenn man die Uhr nur selten benutzt, dann waren bei uns auch bis zu zwei Tage drin.

Navigieren mit der Apple Watch in Komoot

Die Apple Watch wäre das Rund­um-Sorg­los-Pa­ket für Radfahrer, gäbe es die Möglichkeit, damit richtig zu navigieren. Zwar hat Komoot die Navigationsfunktion freigestaltet, die kann aber beim besten Willen nur als rudimentär bezeichnet werden. Die Richtungsanweisungen beschränken sich auf Links- und Rechtspfeile und eine Distanzanzeige bis zum nächsten Abbiegen. Bei Kreuzungen mit mehr als zwei Abzweigungen ist es unmöglich zu wissen, welche Abbiegung gemeint ist. Dabei sind unsere Ansprüche nicht mal hoch: Eine schemenhafte Kartenansicht, wie wir sie aus den Anfängen von GPS-Fahrradcomputern kennen, wäre schon ausreichend, damit die Apple Watch alle anderen Fahrradcomputer in den Schatten stellt. Das Navigationsproblem sollte sich in der Theorie mit der Implementierung des Kompasses erledigt haben. Wir würden uns außerdem eine Funktion wünschen, mit der wir Touren direkt an der Apple Watch starten und aufzeichnen können.

Verschenktes Potenzial
Die bisherige Navigation lässt sich nur schwer nutzen.

Im Falle eines Notfalls

Wie bereits erwähnt, verfügt die Apple Watch Series 5 über Sensoren, die feststellen, ob man gestürzt ist. Bei einem harten Aufprall hat man 60 s Zeit, der Uhr zu sagen, ob alles okay ist. Wenn man nicht antwortet, wird automatisch ein Notruf getätigt. Neuerdings lassen sich auch Notrufe in über 80 Ländern tätigen. Falls man nach einem Unfall nicht ansprechbar sein sollte, können Ärzte mithilfe des Notfallpasses wichtige Informationen wie Erkrankungen, Blutgruppe, medizinische Aufzeichnungen, Allergien und Unverträglichkeiten sowie verschriebene Medikationen einsehen. Die eingetragenen Notfallkontakte können ebenfalls direkt informiert werden. Makaber, aber wahr: Im Ernstfall können die Sanitäter auch direkt sehen, ob man Organspender ist.

Eine mögliche Zukunft

Je länger man sich mit der Apple Watch beschäftigt, umso größer scheinen die Möglichkeiten. Sei es die eben erwähnte vollumfängliche Navigation, die Diebstahlsicherung und GPS-Ortung von Fahrrädern, das Einstellen von Unterstützungsstufen bei E-Bikes oder das spielerisch ausgelegte Training – die Möglichkeiten für Gesundheit, Sicherheit oder unterhaltende Spielereien in der Zukunft scheinen grenzenlos. Und das mit nur einem einzigen Gerät.

Auf den ersten Blick scheint der Preis von 580 € hoch. Erkennt man auf den zweiten Blick die Funktionen und Möglichkeiten der Apple Watch Series 5, dann rückt der Preis immer weiter in den Hintergrund und weicht der Begeisterung. Sobald ein paar Entwickler die Navigation mit der Uhr in den Griff bekommen, sprechen nur noch sehr wenige Argumente gegen die Apple Watch als Trainingsgerät und nützliches Gadget im Alltag. Aber auch ohne den Blick in die Zukunft können wir die Uhr Outdoor- und Trainings-Enthusiasten sowie Tech-Nerds empfehlen.

Tops

  • wasserfest bis 50 m
  • lebensrettende Funktionen
  • universeller Trainingscomputer

Flops

  • begrenzt Möglichkeiten durch Software von Drittanbietern

Tester: Valentin
Dauer: 3 Monate

Mehr Info: apple.com


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