Beim Betriebsausflug einfach mal 1.000 km Rennrad fahren? Ein Team von KPMG hat das gemacht, als es letztes Jahr an der Tortour teilgenommen hat, einem der härtesten Nonstop-Radrennen der Welt. Wir haben uns mit Stefan Pfister, CEO von KPMG Schweiz über Rennräder und die moderne Businesswelt unterhalten und wollten herausfinden, ob Manager die besseren Sportler sind.

Team KPMG (v.ln.r.): Tortour-Sieger Roger Clavadetscher, CEO KPMG Schweiz Stefan Pfister, Michael Blume, Herbert Bussmann

Stefan, du hast vergangenes Jahr mit an der Tortour teilgenommen. Ich habe euch ein Stück auf dieser Reise begleiten dürfen, Höhen und Tiefen miterlebt – nochmals Respekt an dieser Stelle für diese grandiose Leistung! Wie hoch war im Rückblick die Belastung für das gesamte Team im Vergleich zu deinem Alltag als CEO von KPMG Schweiz?

Danke! Die Belastung nahm eigentlich erst ab April zu, als die Tage länger und wärmer wurden. Dann gab es einige Trainings abends oder frühmorgens. Die Belastung war aber eher eine tolle Ergänzung mit einem gemeinsamen Ziel.

Alles andere als eine kleine Rundfahrt – Team KPMG beim Startpunkt für 1.000 km Non-Stop durch die Schweiz.

Leistung im Job und Leistung im Sport haben viele Parallelen. Wer das Maximum herausholen möchte, muss sich entsprechend vorbereiten – insbesondere wenn es sich um solch komplexe Events wie die Tortour handelt. Sind Manager die besseren Sportler?

Das glaube ich nicht, eher umgekehrt, Sportler sind unter Umständen bessere Manager. Warum? Sport lehrt Durchhaltewillen, Planung zum Erreichen von Zielen und Disziplin – alles wichtige Tugenden für einen guten Manage

Aktenordner voller Informationen: Die Logistik und Koordination einer Tortour-Teilnahme ist nicht zu unterschätzen, wie das KPMG-Support-Team rund um Beat Seger weiß. Penibel ausgearbeitete Zeitpläne gehören ebenso dazu wie…

Deine Teamkollegen stammten bis auf Roger Clavadetscher aus den unterschiedlichsten Sparten von KPMG, mit Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung waren Vertreter eurer wichtigsten Sparten dabei. Wie wurde eure Tortour-Teilnahme in der Firma wahrgenommen?

Eine tolle Wahrnehmung und Unterstützung war vor allem während der Tortour zu spüren und natürlich, als feststand, dass wir als zweite ins Ziel kommen. Das Live-Tracking wurde rege benutzt und wir bekamen viele motivierende Botschaften.

Das ultimative Teambuilding? Team-Trial bei der Tortour.

Hat sich dein Verhältnis zu deinen Teamkollegen durch die Tortour geändert? Versteht man sich jetzt besser, arbeitet man jetzt besser zusammen?

Wenn man ein solches Erlebnis teilen kann und zwei Nächte zusammen in nassen und verschwitzten Kleidern in einem Bus verbracht hat, dann muss sich das positiv auf das gemeinsame Verhältnis auswirken. Ich fühle mich in der Tat immer noch sehr nahe und verbunden mit meinen Teamkollegen.

Stefan Pfister bei der Vorbereitung…
…auf seine nächste Tortour-Etappe.

Wie stark war der Konkurrenzgedanke zwischen den Teams unterschiedlicher Unternehmen – sprich sah man auch die Unternehmen, wie z. B. Team Samsung und Team Allianz, oder nur die Sportler?

Uns haben nur die Sportler interessiert, Unternehmenskonkurrenz war weniger ein Thema.

… die richtige Kommunikation im Team…
…und entsprechende individuelle Ernährung.

Würdest du sagen, dass das Rennrad die moderne Geschäftswelt verändert? Ist es anders geworden, wie man sich trifft, misst und auch Geschäfte macht?

Es gibt in der Tat gerade in der Schweiz eine große Anzahl an Managern, die Rennrad oder MTB fahren oder Triathleten sind. Das gemeinsame Interesse innerhalb dieser Gruppe bietet schnell und einfach einen Einstieg, um sich besser kennenzulernen und sich auszutauschen. Dadurch entsteht gegenseitiges Vertrauen, was wiederum die Basis für Geschäfte bildet.

Der Chef an vorderster Front – Team-Trial ist Teamarbeit und schweißt zusammen.

Gibt es eine offizielle Radgruppe bei KPMG, die regelmäßig fährt?

Nein, ich habe vor Kurzem aber ein unternehmensweites Bewegungsprojekt initiiert, das möglichst viele Mitarbeiter zum Sportmachen motivieren soll. Man kann dabei seine Kilometer, die man gelaufen, geradelt oder geschwommen ist, über eine App erfassen. Im Herbst möchte ich dann möglichst viele Teilnehmer auf unseren „Schlussanlass“, eine Bodensee-Rundfahrt, einladen, mit anschließendem gemeinsamen Nachtessen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl an Gesprächen in der Belegschaft und neue Freundschaften werden geknüpft.

Nach 1.000 km gemeinsam im Ziel – eine absolut prägende Erfahrung!

Jeder spricht über Rennrad als „das neue Golfen“. Triffst du deine Geschäftspartner manchmal auf dem Rad?

Manchmal, im Umfeld von größeren Anlässen wie z. B. dem Swiss Economic Forum trifft man sich zu einer gemeinsamen Ausfahrt.

Was ist deiner Meinung nach die beste Sportart für Teambuilding? Und, falls es Rennrad ist – ob Trinksport zählt, entscheidest du –, muss es eine Tortour sein?

Es muss ganz sicher keine Tortour sein. Es sollte schon für die Mehrheit der Mitarbeiter tauglich sein. Eine gemeinsame Wanderung mit einem Weizen als Krönung erachte ich als geeigneter!

Stefan, wir danken für das Gespräch!


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Text & Fotos: Robin Schmitt