Ausgabe #003 Touren & Reisen

Ticket to Paradise – Die Seiser Alm in Südtirol

Wer träumt nicht von autofreien Straßen in den Alpen? Von Geheimmitteln (besser als Doping!), welche die Höhenmeterschinderei deutlich erträglicher machen? Oder davon, Familien- mit Rennradurlaub zu verbinden?

Abenteuer, Wellness und schwere Beine – nach einem verlängerten Wochenende auf der Seiser Alm gibt es eine schlechte Nachricht und eine gute. Die schlechte: Wir sind nicht mehr dort. Die gute: Wir kommen auf jeden Fall wieder!

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Seiser Alm – Home is where your heart is

Stilfser Joch, Timmelsjoch, Sella Ronda – Südtirol ist ein wahres Paradies für klassische Pässefahrer. Und dennoch stand kein einziger Pass auf dem Programm, das wir für unsere nächste Reisestory in Südtirol konzipierten. Vielmehr sollte unser Trip eine Expeditionstour werden und scheinbar Unvereinbares miteinander vereinen.

Das Ziel unserer Reise war die Seiser Alm, die keine 5 h von Stuttgart entfernt zwischen dem Brenner und Bozen liegt. Seiser Alm, die kennt man als Rennradfahrer! Wer im Mai den Giro d’Italia verfolgt hat, kann sich sicherlich noch ganz genau an das brutale Bergzeitfahren von Kastelruth hinauf nach Compatsch erinnern, bei dem Vincenzo Nibali sein Rad wechseln musste und so seinen Traum vom zweiten maglia rosa einige Tage vor seinem heroischen Parforceritt scheinbar zur Grabe tragen konnte.

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Ride-Life-Balance

Wer eine Familie hat, kennt es; wer noch keine hat, wird es noch kennenlernen: Jedes Jahr geht es darum, in harten Verhandlungen mit der Familienregierung (Ehepartner_in) und der demokratisch in die Welt gesetzten Opposition (den lieben Kleinen) die nächste straff durchorganisierte Urlaubsplanung auszudiskutieren. Unsere Absicht ist es, so lange wie möglich unser eigentliches Ziel – das als Familienurlaub getarnte Trainingslager mit dem Rad – vor der Gegenseite geheim zu halten. Das Resultat ist jedoch immer dasselbe: Entweder man fährt 5 Tage lang Rad, nur um sich abends mit schlechtem Gewissen den vorwurfsvollen und vor Langeweile zerfließenden Gesichtern der Familie zu stellen. Oder man heult bei jedem noch so unfitten Radfahrer innerlich auf, den man bei der Familienwanderung an sich vorbeifahren sieht.

 Die Seiser Alm bietet tatsächlich eine Antwort auf eure Fragen, denn sie bietet das Beste aus zwei Welten
Für alle, die diese Probleme nicht kennen: Glückwunsch, ihr seid der Antwort auf die großen Fragen dieser Welt sehr nahe gekommen (42!) und dürft als Belohnung auf die Seiser Alm fahren! Für alle anderen, deren Leben aus dem ewigen Ringen um die Ride-Life-Balance besteht: Die Seiser Alm bietet tatsächlich eine Antwort auf eure Fragen, denn sie bietet das Beste aus zwei Welten – die des Vollblutsportlers, der nebenberuflich auch noch Familienmensch oder Workaholic ist, und eben die seiner Familie, die ihre Dosis Quality-Time einfordern kann. Ach ja, und alle, die keine Familie haben, sollten genauso dorthin gehen, schließlich muss man sich nicht fortgepflanzt haben, um grandioses Essen, großartige Natur und besten Gin zu ästimieren!

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Nur mit einer Sondererlaubnis darf man auf der Seiser Alm motorisiert unterwegs sein; das bedeutet fast keine Autos und steht damit im starken Kontrast zu den im Hochsommer überlaufenen Pässen. Die ideale Wahl ist ein Cross- bzw. Gravelbike, schließlich liefert es nicht nur die Möglichkeit, fernab der befestigen Straßen auf Entdeckungsreise zu gehen und ordentlich Höhenmeter zu sammeln, sondern diese Räder eignen sich auch hervorragend, um nach einer harten Tour noch mal locker mit der Familie in die aktive Regeneration überzugehen. Wenn der Partner bzw. die Partnerin nicht das gleiche Fitnesslevel hat, lässt sich vor Ort auch ein passendes E-Bike ausleihen.

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Warum genießen, wenn man sich auch quälen könnte?

Ja wir haben es wirklich geschrieben: E-Bike. Für alle Hardcore-Treter, denen bei diesem Wort fast das iPad aus der Hand geflogen wäre: Diese Frage war nicht nur rhetorisch, sondern auch ironisch! Klar lieben wir die sportliche Herausforderung, aber man kann sein Leben ja nicht immer dem Leistungsdiktat unterwerfen. Insbesondere dann, wenn es dem Familiensegen nützt. Wobei wir auf der Seiser Alm auch ganz schön geschwitzt haben, aber dazu später mehr nach dem nächsten Kapitel!