Dieses Bike gehört verboten! Pardon, es ist verboten. Zumindest für die Profis von Lampre-Merida. Doch ungeachtet der hitzigen Diskussionen um Discs im Profi-Peloton haben wir das Scultura Disc in den Alpen getestet und herausgefunden, wie „cool“ das Bike bleiben kann – schließlich haben sich die Merida-Ingenieure dafür einiges einfallen lassen!
Hinweis: Freiwilliger Rückruf auf 2017 Modelle
Für alle 2017 Modelle hat Merida einen freiwilligen Rückruf aufgrund der Carbon-Gabeln herausgegeben. Auf der Merida Website gibt es alle Details und Infos, falls dein Bike betroffen ist. Hinweis: 2018er Modelle sind nicht betroffen.
Erst im Frühjahr haben die Taiwanesen mit einem Entwicklungszentrum im schwäbischen Magstadt ihren neuen Disc-Renner vorgestellt und auch die UCI-Zulassung erhalten, woraufhin Lampre-Merida das Scultura Disc im Profi-Peloton testete. Moment – eine Rennfeile im Endurance-Testfeld?
Das Scultura Disc 6000 kann seine Race-Gene nicht verstecken, auch wenn es im Vergleich zu den Top-Modellen Team und 7000-e mit einer etwas aufrechteren Geometrie aufwartet. So ist das Steuerrohr 10 mm, die Gabel weitere 5 mm länger. Im Gegensatz zu den Top-Modellen ist der Rahmen unseres Testmodells nicht aus CF4-Carbon, sondern CF2 gefertigt, was laut Hersteller einen Gewichtsunterschied von knapp 200 g ausmachen soll.
Technisch ist das Scultura Disc 6000 vollkommen am Puls der Zeit und begeistert mit einigen schönen Details. Ein klares Highlight ist der Merida-Cooler an der Hinterradbremse, der für eine bessere Hitzeableitung und zusätzliche Kühlung sorgen soll – bei den Abfahrten vom Penser Joch wurde der Cooler deutlich heiß, die Ableitung funktioniert! Ein solider Komponentenmix, der durchgestylte Farblook und Shimano-Steckachsen, die auf das RAT-System upgegradet werden können, zeugen davon, dass man sich in Magstadt ordentlich Gedanken gemacht hat.
Spezifikationen des Merida Scultura Disc 6000
Schaltung: Shimano Ultegra | 50/34, 11 – 28
Laufradsatz: Fulcrum Racing Line DB
Bremsen: Shimano BR-RS805
Reifen: Continental Grand Prix
Gewicht: 8,45 kg
Preis: 2.799 €
Mehr Infos: merida-bikes.com
Das ergonomische Cockpit mit Flat-Bar-Design und dünnen Gel-Inserts unter dem Lenkerband fühlt sich gut an und liefert etwas Komfort an der Front. Auch das Heck filtert die gröbsten Stöße heraus, kann aber nicht mit der Spitze in diesem Vergleichstest mithalten. Das Handling liegt klar auf der agilen Seite, das Scultura Disc klettert trotz 8,45 kg willig, erfordert im Downhill bei Highspeed jedoch eine ruhige Hand. Hier würden etwas mehr Laufruhe und Fahrstabilität dem sonst so quirligen Bike gut tun.
Fazit:
Das Merida ist ein ehrliches Rennrad mit cleveren Detaillösungen und einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis. Auch wenn die Komfort-Modifikationen des Team-Rades ihre Wirkung zeigen, kann das Scultura Disc seine Renngene nicht verstecken. Wer ein vielseitiges Bike für Gravel-Abenteuer sucht, ist mit diesem Bike falsch beraten, für den sportlichen (Renn-)Einsatz auf der Straße funktioniert es hingegen bestens!
Stärken
- Merida-Cooler
- State-of-the-Art-Technologien
- gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, ehrliches Bike
Schwächen
- geringe Reifenfreiheit, passt aber zum Gesamtkonzept des eher racelastigen Rennrades
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad für die Alpen? 7 Bikes im Vergleich
Alle Bikes im Test: Trek Domane SLR 7 | Specialized Roubaix SL4 Pro Disc Race UDi2 | Giant Defy Advanced Pro 0 | Cervélo C3 SRAM Force 1X | Canyon Endurace CF SLX | Argon 18 Krypton XROAD Disc
Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #002. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)
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Text: Thomas Seidelmann, Robin Schmitt Fotos: Klaus Kneist, Noah Haxel, Robin Schmitt, Julian Mittelstädt (Postproduktion)
