In jeder Clique gibt es dieses eine freche kleine Kind, das bei den Großen mitspielen will, aber nicht so ganz reinpasst. Und das sich völlig furchtlos in alles hineinstürzt und nicht versteht, was „Das geht nicht!“ bedeutet.
Genau diesen Spirit vermittelt das Cervélo C5. Ihn und eine gehörige Portion „Hör auf, den Scheiß so ernst zu nehmen und lass uns Spaß haben“. Das C5 sorgt mit seinem souveränen Handling nicht nur für maximalen Spaß, sondern ermöglicht auch Fahrmanöver, die man einem Rennrad kaum zutrauen würde.
Cervélo ist bekannt für Racebikes und hat das C5 nach eigenen Angaben entwickelt, „um deine Saison zu verlängern und dir zu helfen, weiter und schneller auf unterschiedlichsten Untergründen zu fahren.“ Das ist möglicherweise eine Untertreibung. Ein Bike, das mehr hält, als das Marketing verspricht – wo gibt’s denn sowas?
Inmitten unseres Vergleichstests von High-End-Bikes ist das Cervélo sicherlich nicht das optisch aufregendste Modell. Mit seiner organischen Rahmenform, den filigranen, Komfort spendenden Sitzstreben und dem langen Steuerrohr erhebt es nicht einmal den Anspruch, schnell und aggressiv auszusehen – aber dafür fuhr unsere Testcrew es am meisten!
Einmal auf dem C5 Platz genommen, fühlt man sich sofort wohl und zentral im Bike integriert. Das ist auf die harmonische Kombination aus dem 71,5° flachen Lenkwinkel, dem 53-mm-Gabelnachlauf, dem 75-mm-BB Drop und den 420 mm langen Kettenstreben zurückzuführen. Das Bike vermittelt dabei eine gutmütige Balance aus Spritzigkeit (auch im Antritt) und Stabilität, und sorgt damit für allumfassende Sorglosigkeit. Nur absolute Racer, die normalerweise ein super agiles Rad mit steilen Winkeln fahren, werden etwas Eingewöhnungszeit benötigen.
Das Handling ist gutmütig und dennoch präzise – plötzliche Überraschungen im Fahrverhalten? Keineswegs. Überraschungen auf der Strecke? Kein Problem! Mit dem C5 ist man bestens gerüstet, nicht zuletzt dank der bissigen Discs und der 28c breiten Gran Prix-Reifen von Conti.
Details des Cervelo C5
Ausstattung des Cervelo C5
- Schaltung: Shimano Dura ACE 2X11 SP
- Übersetzung: Kettenblätter: 50/34 | Kassette: 11-28
- Bremsen: Shimano BR-RS805 140 mm
- Reifen: Continental Grand Prix 180TPI
- Laufradsatz: HED Ardennes Plus LT Disc
- Gewicht: 7,60 kg
- Preis: Ab 7.999 €
Wo hört der Spaß auf? Freche Kinder kennen keine Grenzen. Und das C5 auch nicht. Kriterien gewinnt man mit diesem Bike nicht, dennoch spurtet es im Unterlenker willig vorwärts und kann sich zweifelsohne dem gelegentlichen Renneinsatz stellen. 7,6 kg für ein Endurance-Disc-Bike können sich sehen lassen! Die wahren Vorteile des C5 spürt man jedoch erst auf langen Touren – das Plus an Komfort und das sichere Handling sorgen für längeres Durchhalten und spenden Sicherheit, wenn man erschöpft die letzten Kilometer in den Asphalt (oder sonstigen Untergrund) tritt.
Fazit
Wer ist die Zielgruppe des Cervélo C5? Fahrer, die keinen Spaß haben wollen, werden dieses Bike höchstwahrscheinlich nicht mögen. Für alle anderen: Das Bike ist ein wahrer Alleskönner mit verspielten Genen. Es bietet Sorglosigkeit auf langen Touren. Mit diesem Rennrad fährt man komfortabler, länger und effektiv häufiger als mit den meisten hochgezüchteten Spezialisten. Ein bodenständiges Bike für Leute, denen das Fahren wichtiger ist als eine Profi-Race-Optik.
Stärken
- superbes Handling, exzellente Integration des Fahrers in das Bike
- sehr breiter Einsatzbereich
Schwächen
- kleine Discs (160 mm in der Front wären wünschenswert)
Mehr Information findet ihr auf der Cervelo Website.
Über den Vergleichstest
Mit einer 10-köpfigen internationalen Testcrew verbrachten wir 9 Tage in Barcelona, um die 10 interessantesten und exklusivsten Bikes der Saison in einem einzigartigen Vergleichstest an ihre Grenzen zu bringen. 4 Frauen, 6 Männer, darunter Tour-de-France-Weltklasse-Fahrer, Biomechaniker, Jedermänner, Bikehändler und Tourguides, jeder und jede mit spezifischem Fachwissen. Um es kurz zu fassen: Rennradenthusiasten, die ihr Handwerk verstehen. Mehr Informationen zum Testablauf findest du in dem folgenden Video und dem Einleitungsartikel.
Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Die 10 interessantesten und exklusivsten Bikes im Vergleichstest.
Alle Bikes im Test: Storck Aernario Platinum G1 | Ritte Ace | Focus Izalco Max Disc | Festka One LT Dazzle | Crema Doma | Cervelo C5 | Canyon Aeroad CF SLX 9.0 | Specialized S-Works Venge | Trek Madone 9.9 | Bianchi Specialissima
[/emaillocker]Text: Markus Ybanez, Robin Schmitt, Emmie Collinge Bilder: Constantin Gerlach, Klaus Kneist, Christoph Bayer
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