Eier, Milch und Wolle sind zwar nicht die Grundbedürfnisse des Rennradfahrers. Wenn man so will, bietet Canyon aber genau das jetzt an: Das neue Endurace CF SLX ist ein bisschen Aero, ein bisschen Race, ein bisschen Adventure, bietet ordentlich Komfort und ist so variabel und spendabel wie eine eierlegende Wollmilchsau.

Canyon Endurance CF SLX | 7,28 kg | 4.299 €
Canyon Endurace CF SLX | 7,28 kg | 4.299 €

Mit einfachen wie effektiven Konstruktionskniffen hat sich Canyon im Lauf der Jahre vom Billigversender zur technischen Referenz in der Rennradwelt entwickelt. Waren die Räder aus dem Karton einst vor allem günstig, so sind die heutigen Modelle der Koblenzer vor allem eines: besser. Bessere Technik, bessere Ausstattung, besserer Preis. Diese Dreifaltigkeit hat Canyon perfektioniert und mit breit aufgestelltem Design- und Entwicklungsteam den etablierten Fachhandelsmarken kräftig eingeheizt.

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Das neue Endurace CF SLX macht da keine Ausnahme. Es ist, der kleine fehlende Buchstabe zeigt es schon optisch, mehr als Endurance, es ist Endu-Race. Ein breites Grinsen bildet sich bereits nach der ersten Testfahrt. Vom Start weg fühlt man sich mit dem Bike eng verbunden, und die Bande wird mit jedem Kilometer noch enger. An den hohen Komfort der S15 VCLS 2.0-Sattelstütze aus eigenem Hause muss man sich anfangs erst gewöhnen und sich mit einem Blick aufs Hinterrad vergewissern, dass man keinen Plattfuß hat. Dennoch führt die hohe Nachgiebigkeit der Sattelstütze während der Fahrt nicht zu nervigem Wippen des Sattels. So fühlt sich die perfekte Balance an. Für schwere Fahrer wäre eine härtere Sattelstützen-Option sinnvoll, da eine Sattelstütze allein das breite Fahrergrößen-/Gewichtsspektrum nicht abdecken kann. Die schöne Spacer- und Cockpit-Integration mit dem moderat dimensionierten Steuerrohr lässt viel Platz für persönliche Adaptionen der Sitzposition.

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Das Endurace klettert brillant – das Fliegengewicht von 7,28 kg hilft da natürlich, damit ist es über 400 g leichter als die Konkurrenz! Bergab wackelt und flattert ebenfalls nichts, die Steifigkeitswerte des Carbon-Leichtgewichts spielen in der Champions League. Selbst auf welligem Untergrund oder gar auf Pavés macht dieses Rad richtig viel Spaß. Alles daran ist ausgewogen; Sitzposition, Zusammenspiel der Komponenten, der Preis mit 4.299 € … Wie schön, dass das auch ohne komplexe Lösungen geht! Als interessanter Gegenentwurf zum Trek Domane gerät das Endurace in keiner Hinsicht unter die Räder. Purismus in der Entwicklung ist ganz offensichtlich nicht gleichbedeutend mit Komfort-Askese.

Clean: Most of the screws on the Canyon are hidden, which gives it a really clean look. Barely visible at first glance, they’ve even considered the rubber cap to protect the seat clamp screw from dirt.
Clean: Most of the screws on the Canyon are hidden, which gives it a really clean look. Barely visible at first glance, they’ve even considered the rubber cap to protect the seat clamp screw from dirt.
Ergonomic: Our test riders couldn’t stop raving about the touch, feel and integration of the new H31 Ergocockpit.
Ergonomic: Our test riders couldn’t stop raving about the touch, feel and integration of the new H31 Ergocockpit.
Engineered Compliance: The Canyon VCLS seatpost gives plenty of comfort, although heavier riders might prefer a stiffer model.
Engineered Compliance: The Canyon VCLS seatpost gives plenty of comfort, although heavier riders might prefer a stiffer model.

Spezifikationen des Canyon Endurace CF SLX 9.0

Schaltung: Shimano Dura Ace | 52/36, 11 – 28
Laufradsatz: DT Swiss RR21 DB Dicut
Bremsen: Shimano BR-RS805
Riefen: Continental Grand Prix 4000S
Gewicht: 7.28 kg
Preis: € 4,299
Mehr Informationen: canyon.com

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Es fällt durchaus schwer, keine Lobeshymne anzustimmen, denn das Rad wirkt nicht nur sehr durchdacht, sondern ist es auch. Das fängt mit dem H31-Ergocockpit an, das designtechnisch und ergonomisch neue Standards setzt – sofern es zur „Geometrie“ des Fahrers passt und nicht durch eine klassische Vorbau-Lenker-Kombi ersetzt werden muss; aktuell soll es nur zwei Cockpit-Konfigurationen geben. Weiter geht der Fahrspaß mit der Möglichkeit, alternativ zu den 28-mm-Reifen auf schicken DT-Felgen bis zu 33 mm breite Schlappen zu montieren. Das lässt Raum für Fahrten im Komfort-Nirwana. Oder ein anderes Detail, das erst beim zweiten Blick auf den Schnellspanner auffällt: Die steife 12-mm-Steckachse ist mit dem Canyon-eigenen RWS-Hebel ausgestattet, der die kinderleichte Adaption der Spannkräfte ermöglicht und wahlweise sogar abgenommen werden kann.

Gibt’s was zu meckern? Moniert wurde der am Steuerrohr scheuernde Hydraulikschlauch der vorderen Scheibenbremse; ein steilerer Austrittswinkel aus der Gabel würde hier Abhilfe schaffen. Ansonsten aber: Freude pur. Ein erfrischend durchdachtes Bike, das für diesen Preis unschlagbar gut ist!

Fazit:

„Reduce to the Max“, hieß einst der Slogan einer Autofirma. Er passt perfekt zu diesem Rad, das mit großem Design überzeugt, technisch brilliert und preislich alle anderen hinter sich lässt. Die beste Wahl im Testfeld für alle Vielfahrer, Abenteurer, Endu-Racer und Spaß-Junkies. Es bleibt nur eine einzige Frage: Kann Canyon genügend Bikes ausliefern?

Stärken

  • sehr vielseitig, exzellentes Handling, bestes Gewicht
  • extrem ergonomisches und schönes Cockpit
  • effektive Sattelstütze spendet viel Komfort

Schwächen

  • Fehlende Optionen für Cockpit und Sattelstütze zur individuellen Anpassung

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Was ist das beste Rennrad für die Alpen? 7 Bikes im Vergleich

Alle Bikes im Test: Trek Domane SLR 7 | Specialized Roubaix SL4 Pro Disc Race UDi2 | Merida Scultura Disc 6000 | Giant Defy Advanced Pro 0 | Cervélo C3 SRAM Force 1X | Argon 18 Krypton XROAD Disc

Dieser Artikel stammt aus GRAN FONDO Ausgabe #002. Für das beste Lese-Erlebnis empfehlen wir unsere interaktiven Magazin Apps für iPhone & iPad – es lohnt sich! (und ist kostenlos!)


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Text: Thomas Seidelmann, Robin Schmitt Fotos: Klaus Kneist, Noah Haxel, Robin Schmitt, Julian Mittelstädt (Postproduktion)