Aero-Bikes sind nicht mehr nur reine Spezialisten. Das Canyon Aeroad CF SLX soll steif genug sein für den Sprint zur Ziellinie, leicht genug für steile Anstiege und komfortabel genug für lange Stunden im Sattel. Damit definieren die Koblenzer Aero nicht als spezielle Kategorie, sondern als generelle Eigenschaft für ein vollkommenes Racebike. Ob diese Kalkulation aufgeht?

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Das auf Basis des Speedmax entwickelte Rahmenset des Aeroad ist optisch aggressiv, kompromisslos und begeistert mit seiner stringenten Linienführung mit formbetonenden Farbakzenten. Im Vergleich zu anderen Bikes dieser Klasse übertreibt es Canyon an dieser Stelle mit seiner Aero­-Optimierung nicht.

Canyon Aeroad CF SLX 9.0 | 6,96 kg | 4.699 €
Canyon Aeroad CF SLX 9.0 | 6,96 kg | 4.699 €

In diesem Vergleichstest sollte es eigentlich nicht um den Preis gehen. Doch beim Canyon Aeroad CF SLX 9.0 (das Topmodell war leider nicht verfügbar) müssen wir ihn nun doch erwähnen: 4.699 €. Das ist gerade Mal ein Drittel der teuersten Bikes in diesem Testfeld, auch wenn es mit der mechanischen Dura Ace und den Mavic Cosmic Pro­ Laufrädern natürlich nicht ganz in derselben Liga spielt wie seine hochpreisigeren Konkurrenten.

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Die Koblenzer beweisen bei den Direct-­Mount­-Bremsen vielmehr Realismus: Sie sind einfacher zu justieren und deutlich weniger anfällig als manch andere Lösung vieler Aero-­Spezialisten. Gleiches gilt für die übrigen Komponenten und die Zugführungen am Canyon – selbst am Aerocockpit CF.

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Im Profisport wird das Aeroad vielfältig eingesetzt: Während Alexander Kristoff es über die Hellinge Flanderns und Pavés Nordfrankreichs peitscht, favorisieren zwei der besten Kletterer, Alejandro Valverde und Joaquim Rodriguez, das Aeroad sowohl in der Ebene als auch in den Bergen. Aber bietet das Bike Nicht­Profis dieselbe Bandbreite? Auch bei unserem Test in Barcelona musste das Aeroad mehrmals brutal seine Klettereigenschaften unter Beweis stellen. Die über 20 % steilen Rampen des Rat Penats waren der passende Gradmesser. Das sehr agile Rad ließ trotz der Steigung jederzeit Vortrieb generieren und gab sich aus dem Sattel sehr steif und reaktionsfreudig. Bergab macht das Aeroad auf schnellen Abfahrten verdammt viel Spaß und läuft in schnellen Kurven wie auf Schienen. Angst? Für das Aeroad ein Fremdwort. Nicht zuletzt dank des supersteifen Aerocockpits CF setzt das Bike Lenkimpulse extrem präzise um.

Details des Canyon Aerod CF SLX 9.0

Unkompliziert: Durch die Direct Mount-Bremsen ist der Service einfach, während die Bremskraft kaum beeinflusst wird. Bei unserem Testmodell nervten die Mavic Cosmic Pro Carbon Exalith-Laufräder mit lautem Bremsquietschen, das im Testverlauf leider nicht besser wurde.
Unkompliziert: Durch die Direct Mount-Bremsen ist der Service einfach, während die Bremskraft kaum beeinflusst wird. Bei unserem Testmodell nervten die Mavic Cosmic Pro Carbon Exalith-Laufräder mit lautem Bremsquietschen, das im Testverlauf leider nicht besser wurde.
Integriert: Canyons eigenes Aerocockpit CF beherbergt die Züge der Bremsen und der Schaltung – bei elektronischen Schaltungen auch die Junction-Box einer Di2 oder das Interface einer EPS.
Integriert: Canyons eigenes Aerocockpit CF beherbergt die Züge der Bremsen und der Schaltung – bei elektronischen Schaltungen auch die Junction-Box einer Di2 oder das Interface einer EPS.
Aerodynamik vs. Komfort: Das Testbike kam mit Spacerturm. Für die Racer unter uns ein Frevel, für die Jedermänner ein Segen. Kürzen geht immer, so hat man als Kunde die Wahl.
Aerodynamik vs. Komfort: Das Testbike kam mit Spacerturm. Für die Racer unter uns ein Frevel, für die Jedermänner ein Segen. Kürzen geht immer, so hat man als Kunde die Wahl.
Simpel: Einfach zugängliche und schön integrierte Sattelklemmung.
Simpel: Einfach zugängliche und schön integrierte Sattelklemmung.

Ausstattung des Canyon Aeroad CF SLX 9.0

  • Schaltung: Shimano Dura Ace 2×11 SP
  • Übersetzung: Kettenblätter: 52/36 | Kassette: 11-28
  • Bremsen: Shimano Dura Ace
  • Reifen: Mavic Yksion Pro Griplink/ Mavic Powerlink
  • Laufradsatz: Mavic Cosmic Pro Carbon Exalith WTS
  • Gewicht: 6,96 kg
  • Preis: 4.699 €
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Nichtsdestotrotz schafft es Canyon mit diesen vielseitigen Fahreigenschaften, das fast Unmögliche möglich zu machen und tatsächlich eine breite Zielgruppe anzusprechen – vom Amateur bis zum absoluten Racer. Letzterer wünscht sich natürlich von Haus aus ein flexibleres Setup, was die geringe Auswahl an Cockpit-Optionen aktuell leider nicht bieten kann – was sich in naher Zukunft ändern soll.

Fazit

Realismus beweist das Canyon Aeroad CF SLX. Mit 4.699 € das „günstigste“ Rad im Test begeistert es nicht nur mit einer sagenhaften Symbiose aus Preis, Race­ und Allround­Performance, sondern ist trotz „Aero“ sehr simpel im Aufbau. Letzteres ist ein wichtiges Argument für alle, die gerne noch selbst an ihrem Rad schrauben wollen.

Stärken

  • Realismus pur: super schneller Allrounder mit exzellenten Aero­Elementen
  • benutzerfreundlich: trotz Aero sehr simpel in der Wartung
  • superbes Handling und klasse Balance, für ein recht breites Fahrerspektrum geeignet

Schwächen

  • geringe Auswahl an Aerocockpit-­Optionen

Mehr Informationen findet ihr auf der Canyon Website.

Über den Vergleichstest

Mit einer 10-köpfigen internationalen Testcrew verbrachten wir 9 Tage in Barcelona, um die 10 interessantesten und exklusivsten Bikes der Saison in einem einzigartigen Vergleichstest an ihre Grenzen zu bringen. 4 Frauen, 6 Männer, darunter Tour-de-France-Weltklasse-Fahrer, Biomechaniker, Jedermänner, Bikehändler und Tourguides, jeder und jede mit spezifischem Fachwissen. Um es kurz zu fassen: Rennradenthusiasten, die ihr Handwerk verstehen. Mehr Informationen zum Testablauf findest du in dem folgenden Video und dem Einleitungsartikel.

Einen Überblick über das Testfeld erhaltet ihr im Übersichtsartikel: Die 10 interessantesten und exklusivsten Bikes im Vergleichstest.

Alle Bikes im Test: Storck Aernario Platinum G1 | Ritte Ace | Focus Izalco Max Disc | Festka One LT Dazzle | Crema Doma | Cervelo C5 | Canyon Aeroad CF SLX 9.0 | Specialized S-Works Venge | Trek Madone 9.9 | Bianchi Specialissima

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Text: Markus Ybanez, Robin Schmitt, Emmie Collinge Bilder: Constantin Gerlach, Klaus Kneist, Christoph Bayer


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